Ein Sonderziehungsrecht (SZR, engl. SDR – special drawing right) ist eine künstliche Währung. Es wurde vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erfunden und im Jahre 1969 erstmalig eingeführt.
Aber wie werden Sonderziehungsrechte eigentlich ermittelt und wie viel ist ein SZR?
Wie wird ein Sonderziehungsrecht ermittelt?
Ermittelt wird das Sonderziehungsrecht über einen Währungskorb. In diesem sind die vier stärksten Währungen der Welt, US-Dollar, EURO, YEN und Pfund Sterling (brit. Pfund) in unterschiedlicher Gewichtung enthalten. Die Gewichtung wird im Abstand von fünf Jahren neu ermittelt.
Wie viel ist ein SZR?
Der Wert eines Sonderziehungsrechtes schwankt täglich, da er an die Entwicklung der Währungen gekoppelt ist. Ende August 2025 lag der Gegenwert bei 1 SZR = 1,17399 €. Der aktuelle Wert kann beim TIS-GDV eingesehen werden.
Warum ist das Sonderziehungsrecht relevanter als andere Haftungsmechanismen?
Das Sonderziehungsrecht (SZR) bietet gegenüber nationalen Währungen oder festen Haftungssummen einen entscheidenden Vorteil: Es ist international neutral, wertstabiler und unabhängig von einzelnen Wechselkursschwankungen.
Nationale Haftungssysteme – etwa eine fixe Obergrenze in Euro oder Dollar – würden im internationalen Warenverkehr regelmäßig zu Ungleichgewichten führen, weil Wechselkurse schwanken oder unterschiedliche Staaten eigene Haftungsmaßstäbe anwenden.
Das SZR ist die faire Klammer im internationalen Transportrecht – es schützt Gläubiger vor Entwertung und Schuldner vor Überbelastung durch volatile Wechselkurse.
Sonderziehungsrechte beim Transportschaden
Die Haftung ist gemäß gängiger Regelungen (z. B. dem CMR‑Abkommen) in der Regel auf 8,33 SZR je Kilogramm Bruttogewicht der beschädigten oder verlorenen Ware beschränkt. Das bedeutet:
- Kein qualifiziertes Verschulden, gem. Art. 23 III CMR = höchstens 8,33 SZR/kg
- Qualifiziertes Verschulden = volle Haftung möglich
Die genaue Entschädigung hängt vom tagesaktuellen SZR-Kurs ab.
Sonderziehungsrechte nach CMR
Sonderziehungsrechte sind auch der CMR (Übereinkommen über den Beförderungsvertrag im internationalen Straßengüterverkehr) bekannt. Die CMR schreibt ebenfalls eine Entschädigungsgrenze von 8,33 SZR/kg vor. Dies gilt, solange kein qualifiziertes Verschulden nachgewiesen wird.
Wichtig: Die CMR gilt nur bei grenzüberschreitendem Straßengüterverkehr zwischen Mitgliedsstaaten.
Aktuelle Entwicklungen bezüglich Sonderziehungsrechten – Update September 2025
Es gibt im Kontext des SZR häufig Neuigkeiten, die entweder ein Handeln für Sie bedeuten oder zumindest für Sie als Information hilfreich sind. Die wichtigsten Neuerungen haben wir Ihnen hier aufgezählt.
- Spanien hat 2025 rund 1,9 Mrd. USD an SZR in einen IWF-Treuhandfonds zur Entwicklungsförderung umgeleitet – damit wurde der praktische Nutzen von SZRs gestärkt
- Auf der UN-Konferenz in Sevilla wurde ein „SDRs playbook“ beschlossen – ein globaler Leitfaden zur strategischen Nutzung von SZR in Krisenzeiten.
- Der IWF erlaubt inzwischen auch die Verwendung von SZR für Hybridkapital-Instrumente, was neuen Spielraum für Finanzierungen über Entwicklungsbanken eröffnet.
(aktualisiert am 08.09.2025)
Die häufigsten Fragen zu Sonderziehungsrechten im Transportrecht
Wir beantworten Ihnen nun die häufigsten Fragen, die uns gestellt wurden, rund um das Thema Sonderziehungsrechte im Transportrecht und was mit ihnen einhergeht.
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Was bedeutet 8,33 SZR?
Im Transportrecht ist die Haftung oft auf 8,33 SZR beschränkt. SZR steht für SonderZiehungsRecht. Ein SZR ist derzeit ca. 1,17 € wert.
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Was ist der Vorteil vom SZR?
Das SZR sorgt für ausgeglichene Haftungsgrenzen weltweit. Während ein fixer Euro-Betrag national starr bleibt, passt sich das SZR dynamisch an Wechselkurse an und verhindert damit Ungleichbehandlungen im internationalen Transportrecht..
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Was sind die SZR?
Sonderziehungsrechte sind eine Fantasiewährung und wurden vom IWF erfunden. Sie dienen dazu, bei internationalen Sachverhalten eine gemeinsame „Währung“ zu haben, z.B. im Transportrecht.
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Wie funktionieren Sonderziehungsrechte?
Sonderziehungsrechte werden rechnerisch gebildet, indem verschiedene Währungen gewichtet und dann mit einem gewichteten Durchschnittskurs versehen werden. So ergibt sich ein Querschnitt über die aktuelle Wertentwicklung von ausländischen Währungen in der Welt.
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Was bedeutet 40 Sonderziehungsrechte?
Im Transportrecht kann die Haftung maximal durch AGB auf 40 Sonderziehungsrechte erhöht werden (Haftungskorridor). Die Haftung des Frachtführers beträgt daher 40 x ca. 1,20 € = 46,8 € / kg.
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Was bedeutet 2 SZR KG?
Im Seerecht ist die Haftung des Reeders im Regelfall auf 2 Sonderziehungsrechte pro Kilogramm beschränkt. Da ein SZR derzeit 1,17 € entspricht, haftet der Reeder nur mit ca. 2,34 € pro Kilogramm beschädigter Ware.
Fragen zum CMR oder den Sonderziehungsrechten im Transportrecht?
Dieser Artikel wurde am 5. April 2021 erstellt. Er wurde am 08. September 2025 aktualisiert
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TransportrechtIhr Ansprechpartner
Dr. Tristan Wegner ist seit 2013 als Rechtsanwalt im internationalen Handels- und Transportrecht tätig und hat über 10 Jahre Erfahrung. Er ist Fachanwalt für Transport- und Speditionsrecht. Er ist geschäftsführender Partner der Kanzlei. Herr Dr. Wegner war für eine international führende Kanzlei im Zoll– und Außenwirtschaftsrecht sowie für die Zollfahndung tätig und hat zum internationalen Handel promoviert. Rechtsanwalt Dr. Wegner ist regelmäßig in der Fachpresse und veröffentlicht Aufsätze. Er ist Mitglied im Versicherungswissenschaftlichen Verein Hamburg, der Deutschen Initiative junger Schiedsrechtler (DIS40) sowie dem Europäischen Forum für Außenwirtschaft, Verbrauchsteuern und Zoll, dem Verein für Seerecht und der GMAA. Er ist zudem Dozent und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.