Die EU-Kommission spricht von IT-Problemen. Die Wahrheit ist komplexer.

Umweltkommissarin Jessika Roswall schreibt wegen der Entwaldungsverordnung (EUDR) dem Europäischen Parlament, dass es „keine ausreichende Garantie gibt, dass das IT-System die erwartete Belastung tragen kann.“ Eine technische Panne als Grund für die erneute Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung.

Doch hinter den Kulissen läuft ein ganz anderes Spiel.

Das bürokratische Monster wächst

Die ursprüngliche Schätzung ging von 100 Millionen EUDR-Konformitätserklärungen pro Jahr aus. Heute rechnet die EU-Kommission mit einer Milliarde Erklärungen jährlich.

Das Zehnfache der ursprünglichen Planung.

Für deutsche Mittelständler bedeutet das einen Verwaltungsaufwand, den viele schlicht nicht stemmen können. Große Handelsunternehmen müssen Mitarbeiter dafür einstellen, kleine Betriebe haben dafür meist keine Ressourcen.

Die Verordnung verlangt von Unternehmen den Nachweis, dass Produkte wie Kaffee, Kakao, Palmöl oder Papier nicht auf neu abgeholzten Flächen produziert wurden. Holz und Holzfasern sollen nur aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommen.

Ein hehres Ziel mit drastischen Konsequenzen.

Washington ruft an, Brüssel hört zu

Der wahre Druck kommt von jenseits des Atlantiks. Die US-Regierung forderte eine Aufweichung des Gesetzes oder Ausnahmen für amerikanische Hersteller.

Diese transatlantische Einflussnahme zeigt Wirkung. In der Handelserklärung zwischen EU und USA wurde vereinbart, auf die Anliegen US-amerikanischer Produzenten einzugehen.

Plötzlich werden IT-Probleme zum offiziellen Grund für die Verzögerung.

Die Kosten der Compliance

Verstöße gegen die Entwaldungsverordnung können Unternehmen teuer zu stehen kommen. Geldbußen bis zu 4% des Jahresumsatzes drohen, dazu Produktbeschlagnahmen und Marktausschluss.

Für einen Mittelständler mit 50 Millionen Euro Umsatz bedeutet das im Extremfall eine Strafe von zwei Millionen Euro.

Dazu kommen Reputationsschäden, die oft schwerer wiegen als die direkten Kosten.

Zwischen Umweltschutz und Realität

Die Entwaldungsverordnung verfolgt ein wichtiges Ziel. Wälder weltweit zu schützen ist richtig und notwendig.

Doch die Umsetzung zeigt die typischen Schwächen europäischer Regulierung: Gut gemeint, schlecht gemacht.

Die gewonnene Zeit sollte genutzt werden, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln. Lösungen, die Umweltschutz und wirtschaftliche Realität in Einklang bringen.

Sonst wird aus dem Schutz der Wälder ein bürokratischer Dschungel, der am Ende niemandem hilft.

Dieser Artikel wurde am 24. September 2025 erstellt.

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  • Anton Schmoll

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  • Rechtsanwalt Anton Schmoll berät im Zollrecht, zum Außenwirtschaftsgesetz und zur Verbrauchssteuer. Er ist seit 2013 für die Kanzlei tätig und hat seitdem in zahlreichen Verfahren vor dem Bundesfinanzhof und der Europäischen Kommission das Zollrecht maßgeblich weiterentwickelt.