Der Schwerpunkt ist ein notwendiger Teil in deinem Jura-Studium. Er soll dir die Möglichkeit geben, dich in eine bestimmte juristische Richtung weiterzubilden. Der Schwerpunkt kann den Grundstein für die Tätigkeit legen, die du später ausüben wirst.

Die richtige Schwerpunktwahl ist also nicht nur wichtig, wenn es um deine Gesamtnote geht, sondern kann auch auf deine berufliche Zukunft Einfluss haben.

Der Zeitpunkt deines Schwerpunkts

Du kannst deinen Schwerpunkt an verschiedenen Zeitpunkten in deinem Studium absolvieren. Diese haben grundsätzlich alle Vor- und Nachteile, die du miteinander abwägen solltest. Wenn du wissen möchten, welche Argumente, für welchen Zeitpunkt sprechen, dann lies doch gerne unseren Karrieretipp dazu und klicke hier!

Nicht an jeder juristischen Fakultät gibt es die gleichen Angebote

Beachte, dass die Schwerpunktangebote an jeder Fakultät unterschiedlich sind, da sie von der Fakultät organisiert und finanziert sind. Du kannst dich auf der Website der jeweiligen Fakultät informieren. Wenn du einen bestimmten Schwerpunkt anstrebst, dann ist es sinnvoll, dass du dich informierst, ob dieser von deiner Fakultät überhaupt angeboten wird oder nicht.

Auf diesen Websites findest du meist auch nähere Informationen zu deinem Schwerpunkt und den Lehrenden des Schwerpunkts, sowie mit etwas Glück auch Beispielklausuren aus dem jeweiligen Schwerpunkt, sodass du dich fundiert informieren kannst.

Fünf Entscheidungsfaktoren für die Wahl deines Schwerpunkts

Wie du den perfekten Schwerpunkt findest, ist eine Frage verschiedener Faktoren. Wir stellen dir die fünf wichtigsten Faktoren vor, nach denen du eine Entscheidung treffen solltest. Wie du diese gewichtest, ist dir überlassen. Ans Ziel bringt dich eine Mischung aus all diesen Faktoren.

  • Überlege dir, welche juristische Richtung dich interessiert. Je mehr Interesse du an einem Gebiet hast, desto leichter wird es dir fallen für die Prüfungsleistungen zu lernen. Somit werden auch deine Noten besser, je mehr du dich für das jeweilige Gebiet interessierst. Versuche nicht danach zu wählen, was dir am schwierigsten vorkommt, weil du denkst, dass es dir mehr Ansehen in deinen Bewerbungen bringt.

    Lasse deine Interessen auf jeden Fall in deine Entscheidung einfließen, so sicherst du dir neben dem wissenschaftlich anspruchsvollen Teil des Schwerpunkts, auch deinen Spaß!

  • Der nächste Entscheidungsfaktor kann die Examensrelevanz sein. In einigen Schwerpunkten kommt mehr examensrelevanter Stoff vor, als in anderen Schwerpunkten. Du kannst dich für diese Schwerpunkte entscheiden, um diesen Stoff schon vor der Examensvorbereitung verstanden und gelernt zu haben, um später Zeit zu sparen. Allerdings musst du dir dabei bewusst machen, dass du dir die Schwerpunkte abschneidest, die ganz neue Themengebiete für dich bereithalten.

    Die Examensrelevanz kann ein Entscheidungsfaktor sein, sollte allerdings nicht der dominanteste Faktor für deine Entscheidung sein.

  • Wenn du schon weißt, in welche berufliche Richtung du nach deinem Studium gehen möchtest, kann es sinnvoll sein, einen dem juristischen Gebiet entsprechenden Schwerpunkt zu wählen. Es kommt nicht selten vor, dass der potenzielle Arbeitgeber sich anschaut, welchen Schwerpunkt du absolviert hast und ob er thematisch in die Kanzlei passt.

    Allerdings ist die Bedeutung dessen auch nicht überzubewerten. Möchtest du in den Staatsdienst, wird die Wahl des Gebiets deines Schwerpunkts kaum Bedeutung haben und auch nicht jeder Arbeitgeber legt auf das Thema des Schwerpunkts einen großen Wert.

    Es kommt sogar vor, dass die Noten aus dem Schwerpunkt bei der Bewerbung komplett rausgerechnet werden.

  • Es ist oft so, dass der Schwerpunkt besser benotet ist, als die späteren Ergebnisse im Examen. Es ist also sinnvoll einen Schwerpunkt zu wählen, der dir gute Noten bringt. Orientiere dich an der früheren Notenvergabe. Diese kannst du oft auf den Websites der Fakultät einsehen.

    Darüber hinaus ist es sinnvoll sich die lehrenden Professoren anzugucken. Einige der Professoren werden dir im Grund- und Hauptstudium schon begegnet sein. Überlege, wie gut du mit den Vorlesungen dieser Personen klargekommen bist und ob du das Gefühl hast, dass du bei dieser Person gut etwas lernen kannst.

  • Zuletzt kannst du dir noch die jeweiligen Seminarangebote angucken. Jeder Schwerpunkt bietet Seminare zu kleinen juristischen Themengebieten an. Interessieren dich diese Seminarthemen, kannst du dir vorstellen zu diesen Themen Seminararbeiten anzufertigen? All diese Fragen können dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen.

Drei Fähigkeiten, die der Schwerpunkt dir verleiht

Der Schwerpunkt ist dafür da, vertieft ein juristisches Themengebiet näher kennenzulernen. Die Fakultäten bieten dir dafür verschiedenste Bereiche an, aus denen du dann einen auswählen kannst. Teile des Inhalts können dabei auch examensrelevanter Stoff sein, allerdings ist der Schwerpunkt gerade darauf ausgelegt, vertieft an einem juristischen Gebiet zu lernen, sodass die meisten Themen außerhalb des relevanten Stoffs liegen werden.

Du kannst den Schwerpunkt allerdings auch anderweitig nutzen, denn der Schwerpunkt hilft dir bei der Weiterentwicklung anderer Fähigkeiten. Wir zeigen dir jetzt die wichtigsten drei Fähigkeiten, die der Schwerpunkt dir bringt.

Drei Fähigkeiten

1. Wissenschaftliches Arbeiten

Die Prüfungsleistungen, die du im Schwerpunkt erbringen musst, sind zwar von der jeweiligen Fakultät abhängig, allerdings wirst du in den meisten von ihnen eine Seminararbeit anfertigen müssen. Diese ist anders als die bisherigen Hausarbeiten, denn es geht nicht mehr um ein Gutachten, das du erstellen sollst. Dir wird ein Thema gegeben, zu dem du wissenschaftlich forschen sollst.

Hierbei lernst du die richtige und präzise Quellensuche und den Umgang mit diesen Quellen. Du lernst das Formulieren von Thesen und Meinungen, sowie die Darstellung deiner eigenen Meinung und du lernst einen strukturierten und stringenten Aufbau zu entwickeln. All das wird deine Fähigkeiten für das wissenschaftliche Arbeiten um ein Vielfaches verbessern.

2. Selbstbewusstes Auftreten

Der Schwerpunkt ist anders, als du es aus den Vorlesungen des Grund- und Hauptstudiums kennst, viel weniger besucht, er ist insgesamt kleiner, weil sich alle Studierenden auf die verschiedenen Schwerpunkte aufteilen. Es kommt also viel mehr zu einer Unterrichtssituation, in der man mit den Professoren in einen Dialog tritt.

Hast du dich in der großen Hörsaal-Vorlesung nicht getraut eine Frage zu stellen, wird es dir hier viel leichter fallen. Durch deine Beiträge verbesserst du nebenbei auch deine Fähigkeit spontan auf juristische Fragestellungen zu reagieren und du verstärkst dein Selbstbewusstsein, bei der Beantwortung dieser Fragen.

3. Taktik zum Klausuren lösen

Absolvierst du deinen Schwerpunkt vor der Pflichtfachprüfung, wird der Schwerpunkt dein erster Berührungspunkt mit längeren Klausuren sein. Auch das ist von deiner Fakultät abhängig, allerdings wird in vielen Schwerpunkten die erste fünfstündige Klausur geschrieben, die auch in deine Examensnote zählt. Hier kannst du beim Lernen für diese Klausur schon einmal für die Pflichtfachklausuren üben und bekommst so schon früh die Möglichkeit Übungsklausuren zu schreiben.

Das wird dir helfen, wenn du in der Examensvorbereitung bist, weil du nun nicht von Anfang anfängst, sondern schon einige fünfstündige Klausuren geschrieben hast.

Schnuppere in die Schwerpunkte rein!

Bevor du dich für einen Schwerpunkt entscheidest, schaue dir die Schwerpunkte, zwischen denen du noch schwankst, an. Du kannst dich immer in eine Vorlesung des Schwerpunkts setzen und dir diese Vorlesung angucken. Hast du noch Fragen, sind alle Lehrenden bereit, sie dir nach der Vorlesung zu beantworten.

So kannst du auch rein praktisch sehen, ob die Themen interessant und verständlich vermittelt werden und ob der Schwerpunkt für dich die richtige Wahl ist.

Der Vorläufer für deine Promotion

Innerhalb der Schwerpunkte werden oft Seminare angeboten. Diese sind dann ganz spezifischen auf ein kleines Thema ausgelegt, an dem eine kleine Gruppe von Studierenden zusammen mit den Lehrenden forschen soll. Oft ist es möglich innerhalb dieser Seminare eine Seminararbeit anzufertigen oder auch eine Schwerpunkthausarbeit.

Die Voraussetzungen für eine Promotion sind zwar auch je nach Fakultät unterschiedlich, allerdings kann die Anfertigung einer solchen Arbeit mit entsprechender Benotung eine Voraussetzung für eine solche Promotion sein.

Überlegst du also, eine Promotion anzustreben, kann es sinnvoll sein, sich schon im Schwerpunkt darüber zu informieren!

Wenn du mehr über eine Promotion erfahren möchtest und wie du das richtige Thema für eine solche Promotion findest, dann lies gerne unseren Artikel dazu und klicke hier!

Dein O&W Tipp

Tausche dich mit Kommilitonen aus!

Wenn du dir noch nicht sicher bist, welcher Schwerpunkt der Richtige für dich ist oder du noch am Schwanken bist, dann kann es hilfreich sein, dass du dich mit deinen Kommilitonen austauscht. Gerade Studierende, die den Schwerpunkt bereits absolviert haben, können dir am besten sagen, wie der Schwerpunkt genau ist, wie die Vorlesungen gestaltet sind und wie die Notenvergabe grundsätzlich ist.

Also gehe auf sie zu und frage sie nach dem Schwerpunkt! Sie können dir den besten Rat geben und vielleicht erhältst du so auch noch einige Tipps, die dir beim Absolvieren helfen können.

Du hast die Wahl in der Hand!

Innerhalb deines Grund- und Hauptstudiums kannst du kaum wählen, welche Klausuren du absolvieren musst und welche nicht. Du kannst wenig nach deinem Interesse gehen.

Im Schwerpunkt hast du das erste Mal die Möglichkeiten nach deinem Interesse zu wählen und dich genau für die Themengebiete zu entscheiden, die dir in jeder Hinsicht am meisten bringen.

Dieser Artikel wurde am 5. März 2024 erstellt. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.