Das erste juristischen Staatsexamen besteht aus zwei Teilen. Dem universitären Teil, den man allgemein hin als “Schwerpunkt” kennt und dem staatlichen Teil, der auch “Pflichtfachprüfung” genannt wird. Der universitäre Teil unterscheidet sich von Fakultät zu Fakultät. Beim staatlichen Teil werden innerhalb eines Bundeslands die identischen Klausuren geschrieben.  

Wir erzählen dir heute, ob es sinnvoll ist, den Schwerpunkt, abweichend von dem vorgesehenen Studienverlauf, erst nach dem staatlichen Teil des Staatsexamens zu absolvieren.  

Der Schwerpunkt als Vertiefung eines juristischen Themengebiets 

Grundsätzlich ist der Schwerpunkt die Vertiefung deines juristischen Wissens auf einem bestimmten Themengebiet über den relevanten Stoff des staatlichen Teils hinaus.  

Wenn dich der allgemeine Aufbau des Schwerpunktbereichs interessiert und du wissen möchtest, was im Schwerpunkt als universitärer Teil des Staatsexamens auf dich zukommt, dann lies doch hier unseren Karrieretipp dazu.

Beachte die Formalia deines Bundeslandes 

Grundsätzlich fließen beide Teile sowohl der Universitäre als auch der staatliche Teil in deine Gesamtnote vom ersten Staatsexamen ein. Die Berechnung kann sich bundesweit unterscheiden, allerdings ist die Berechnung meisten 30/70. 30 % der Note machen deine Schwerpunktprüfung aus und 70 % fließen aus deinem staatlichen Teil hinzu. 

Ob du deinen Schwerpunkt auch nach dem Staatsexamen machen kannst, ist bundeslandabhängig, teilweise sogar abhängig an welcher Fakultät du bist. Informiere dich dazu auf der Seite deiner jeweiligen Fakultät. Für Informationen rund um den Schwerpunkt in Hamburg, klicke hier.

An bestimmten Fakultäten ist sogar das Abschichten der Schwerpunktbereichsprüfung möglich, sodass du einen Teil vor und einen Teil nach dem staatlichen Teil absolvieren kannst. 

Die vier Vorteile des staatlichen Teils vor dem Schwerpunkt 

  • Die größte Hürde ist geschafft

Der größte Vorteil den staatlichen Teil zuerst zu absolvieren, besteht wohl darin, dass du den größten, schwierigsten und am meisten gefürchteten Teil schon hinter dich gebracht hast. Nun kannst du dich auf einen Teil freuen, der dich zum einen interessiert, weil du ihn selbst wählen kannst und zum anderen, ist der Stoffumfang um ein Vielfaches geringer

  • Mit dem Wissen aus dem Hauptstudium durchstarten 

Der Schwerpunkt ist die Vertiefung deines juristischen Wissens in einem bestimmten Bereich. Diese Vertiefung gestaltet sich so, dass die meisten Dinge, bis auf bestimmte Grundlagen meistens nicht examensrelevant sind. Startest du also nach deinem Hauptstudium direkt in die Examensvorbereitung zum staatlichen Teil, kommst du nicht aus der Routine des relevanten Stoffs. Wenn du den Schwerpunkt nach dem Hauptstudium machst, kann es passieren, dass der examensrelevante Stoff eher in den Hinterkopf rutscht und in Vergessenheit gerät. 

  • Grundlagen für deinen Schwerpunkt 

Wenn du zunächst deinen staatlichen Teil absolvierst und dich auf diesen mindestens ein Jahr vorbereitest, wirst du die Grundlagen, die für deinen Schwerpunkt wichtig sein können, noch im Kopf haben. Dadurch wirst du den Stoff, der dir im Schwerpunkt vermittelt wird, besser verstehen können und aktiver mitarbeiten können. 

  • Der Freischuss ist weniger gefährdet 

Wenn du nach dem Hauptstudium direkt in die Vorbereitung auf den staatlichen Teil startest, hast du vorher nicht die Semester, die es braucht für den Schwerpunkt. Möchtest du deinen Freiversuch wahrnehmen, obwohl du nicht in Regelstudienzeit bist oder du sehr lange auf einen Platz für die Seminararbeit warten würdest, ist der Weg des Schwerpunkts nach dem staatlichen Teil für dich besser geeignet.

Fünf Dinge, die für den Schwerpunkt vor der Pflichtfachprüfung sprechen 

Wenn du den Schwerpunkt vor dem staatlichen Teil absolvierst, gibt es Vorteile, die dir möglicherweise bei deiner staatlichen Pflichtfachprüfung helfen können. 

  • Ein Vorteil, wenn du den Schwerpunkt vor deinem staatlichen Teil absolvierst, ist, dass du in die Examensvorbereitung gehst, mit einer Prüfung, die dem staatlichen Teil zumindest in weit entfernter Weise nahekommt. Du wurdest schon mit den Situationen einer mündlichen und schriftlichen Prüfung konfrontiert, die in deine Examensnote einfließen.  

    Diese bekannte Prüfungssituation kann dir einen Teil Nervosität nehmen. Darüber hinaus gehst du mit einer Basis in den staatlichen Teil, der dir auch einen Teil der Nervosität nehmen kann.  

  • Die Zeit deines Schwerpunkts kannst du auch anderweitig nutzen. Fehlen dir z.B. noch Pflichtpraktika oder Schlüsselqualifikationen kannst du diese im Schwerpunkt nachholen. An einigen Fakultäten werden im Schwerpunkt auch eigene Veranstaltungen für die Schlüsselqualifikation angeboten. Sowohl die Pflichtpraktika als auch die Schlüsselqualifikationen müssen vor der Anmeldung zum staatlichen Teil absolviert worden sein. Die Zeit im Schwerpunkt kannst du dazu sinnvoll nutzen. 

  • Der Lernaufwand im Grund- und Hauptstudium ist nicht zu vergleichen mit dem Lernaufwand in der Examensvorbereitung. Um Überforderung zu vermeiden, steigert sich der Lernaufwand in Bezug auf den Schwerpunkt zwar auch um ein Vielfaches, aber es ist die nächste Stufe nach dem Hauptstudium, sodass der Lernaufwand nicht auf einmal ins Unermessliche steigt.  

    Legst du deinen Schwerpunkt also vor den staatlichen Teil, steigert sich dein Lernaufwand exponentiell. Auf jeder Stufe wird der Lernaufwand gesteigert. 

  • Der Schwerpunkt fließt in deine Examensnote mit ein. Oft ist es so, dass die Note im Schwerpunkt besser ausfällt als die Note im staatlichen Teil. Absolvierst du also deinen Schwerpunkt vor dem staatlichen Teil, ist ein Vorteil, dass du motivierter in die Examensvorbereitung des staatlichen Teils startest, weil du schon eine gute Note in der Tasche hast und auf dieser aufbauen möchtest. 

  • Viele Studierende berichten, dass sie sich nach dem staatlichen Teil ausgebrannt fühlen. Das liegt daran, dass die Examensvorbereitung und der Druck über mindestens ein Jahr aufgebaut wird. Diese Vorbereitung kann also sehr anstrengend werden und endet mit einer Zerreißprobe über zwei Wochen und einer Vielzahl von fünfstündigen Klausuren und einer mündlichen Prüfung.  

    Nach diesen Strapazen möchten sich alle Studierenden erst einmal erholen. Der letzte und große Vorteil vom Schwerpunkt vor dem staatlichen Teil ist also, dass du nach der Prüfung deines staatlichen Teils wirklich fertig bist mit deinem ersten Examen.  

Unser O&W Tipp

Bereite dich auf beide Teile einzeln vor

Wir würden allen davon abraten, den universitären und den staatlichen Teil gleichzeitig zu machen. Das führt zu einer enormen Überbelastung und Stress, vor allem weil der materielle Stoff sich oft sehr unterscheidet. Versuche dir, wenn möglich, die Zeit zu nehmen, dich auf einen Teil separat vorzubereiten. Beide Teile für sich sind darauf ausgelegt, dass sie deine volle Konzentration beanspruchen.

Der Schwerpunkt verschafft dir einen Puffer 

Die Gesamtnoten im Schwerpunkt fallen tendenziell besser aus als die, des staatlichen Teils. Hast du also eine gute Gesamtnote in deinem Schwerpunkt, verschafft diese Gesamtnote dir eine Basis, mit der du dich sicher fühlst und auf der du gut aufbauen kannst. 

Unsere Empfehlung lautet damit: Das Absolvieren des Schwerpunkts vor der Pflichtfachprüfung ist unserer Meinung nach der bessere Weg

Dieser Artikel wurde am 19. Dezember 2023 erstellt. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

Deine Ansprechpartnerin

  • Katharina Scharf

    ABC-Str. 21
    20354 Hamburg
  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.