Was ist der Schwerpunkt überhaupt? 

Die erste juristische Prüfung besteht nun seit einigen Jahren nicht mehr nur aus einem staatlichen Teil, sondern auch aus einem universitären Teil: dem Schwerpunkt. Im Schwerpunkt beschäftigen sich Studierende vertieft mit einer zu wählenden Rechtsmaterie. Welche Schwerpunkte es gibt ist von Universität zu Universität sehr unterschiedlich. Auch unterschiedlich ist, aus was der Schwerpunkt jeweils besteht. 

Bestandteile des universitären Schwerpunkts: 

  • mind. eine wenn nicht sogar zwei schriftliche Arbeiten (Seminar- oder Studienarbeiten genannt) 
  • Verteidigung der schriftlichen Arbeit und
  • mündliche Prüfung, die meist an einem Termin zusammen stattfinden 
  • in einigen Bundesländern bzw. an einigen Universitäten kommt dann noch eine oder sogar mehrere Klausuren dazu (dann wird in der Regel aber auch „nur“ eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen sein) 

Um zu wissen wie genau der Schwerpunkt im eigenen Studium funktioniert, wann er stattfindet und welche Themenschwerpunkte es gibt, sollte man auf jeden Fall die Infoveranstaltungen der eigenen Universität besuchen. Zu den jeweiligen Schwerpunkten werden dann Seminare angeboten, die (anders als die meisten anderen Veranstaltungen in diesem Studium) oft mit Anwesenheitspflicht stattfinden. 

Die schriftliche Arbeit

Auch die Ausgestaltung der schriftlichen Schwerpunktarbeit unterscheidet sich in ihren Ausprägungen stark. Die Vergabetermine für die einzelnen Arbeiten finden mindestens zweimal im Jahr statt. Die Bearbeitungszeit variiert zwischen vier und acht Wochen und auch die Länge der anzufertigenden Arbeit ist mit ca. 30 – 60 Seiten sehr unterschiedlich.

Einige Professoren verlangen auch hier noch einen Korrekturrand von 1/3 der Seite, was den tatsächlichen Schreibplatz natürlich massiv einschränkt. 

Bedeutung des Schwerpunkts

Der Schwerpunkt macht ca. 30 % der Gesamtnote der ersten juristischen Prüfung aus. Obwohl bekannt ist, dass viele der zukünftigen Arbeitgeber den universitären Teil der Examensnote „rausrechen“, ist es trotzdem alles andere als umsonst, sich richtig reinzuhängen, wenn es um eine gute Note im Schwerpunkt geht. 

Gerade wenn das Thema etwas mit dem späteren Bereich in dem vielleicht gearbeitet werden soll zu tun hat, sind die Noten durchaus auch für zukünftige Arbeitgeber interessant. 

Einerseits weil man daran erkennen kann, dass sich der Bewerber schon früh mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Andererseits auch, dass sich der Bewerber wirklich dafür interessiert und zumindest kein völliger Neuling in der entsprechenden Materie ist. 

Dafür muss die Universität an der man studiert allerdings auch einen passenden Schwerpunkt anbieten. Das ist zwar nicht immer der Fall, allerdings werden pro Rechtsgebiet in der Regel mehrere Schwerpunktthemen angeboten, sodass es grundsätzlich schon möglich ist, in eine bestimmte Richtung zu gehen.

Den richtigen Schwerpunkt wählen

Dafür gibt es leider kein Geheimrezept. Es ergibt aber keinen Sinn, sich den Schwerpunkt nach den am besten vergebenen Noten auszusuchen, wie es viele Jurastudierende zu tun pflegen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: 

  • An vielen Universitäten sind hier über einige Jahre gerechnet gar keine großen Unterschiede zu erkennen. 
  • Wählt man ein Thema, für welches man sich eigentlich gar nicht interessiert, wird sich das auch in der Schwerpunktarbeit und der mündlichen Prüfung bemerkbar machen. Gerade ein Professor, der sich eingehend mit dem Thema beschäftigt und dafür brennt, merkt es, wenn sich jemand nur mit etwas auseinandersetzt weil er es muss. 
  • Weiß man bereits welches Gebiet einen interessiert und wo man vielleicht später mal arbeiten möchte, ist es sehr hilfreich, wenn der zukünftige Arbeitgeber schon sehen kann, dass man sich mal mit dem Thema oder auch einem verwandten Gebiet auseinandergesetzt hat. (Stichwort: Roter Faden im Lebenslauf.) 

Ähnlich wie auch bei der Wahl einer Spezialisierung später im Beruf, gilt auch hier, dass man (falls man noch nicht weiß was man machen möchte) einfach mal etwas ausprobieren kann. 

Wie auch später in der Praxis, ist das Auseinandersetzten mit einem Thema in einer wissenschaftlichen Arbeit etwas ganz anderes als das was man bisher im Studium gemacht hat. Sich mit einem Thema zu beschäftigen und auch mal eigene Gedankengänge zu verfolgen ist für viele sehr viel interessanter als das stumpfe Denken in Schemata, was wir alle aus dem Studium kennen. 

Vorbereitung des Seminarthemas

Viele Studenten nehmen sich nicht wirklich viel Zeit für die Vor- und Nacharbeit des Seminars, in dem man auch später eine Klausur oder Schwerpunktarbeit bestehen muss. Gerade wenn der gewählte Schwerpunkt Problematiken behandelt, die nichts mit dem Pflichtfachstoff des ersten Examens zu tun hat, fällt es oft schwer sich dafür wirklich entsprechend Zeit und Kapazitäten zu nehmen. 

Trotzdem ist es gerade bei fremder Materie wichtig, sich einmal angeguckt zu haben um was es geht. Und das am besten bevor man das erste Mal ein Seminar besucht. Die Art und Weise, auf die der Stoff in diesen Seminaren vermittelt wird, ist etwas anders als man es bisher aus den großen Vorlesungen gewöhnt war. 

Zusätzlich ist es oft so, dass das jeweilige Seminar von dem Professor gehalten wird, vor dem später auch die Verteidigung vorgetragen muss und der die mündliche Prüfung durchführt. Außerdem sind in so einem Seminar sehr viel weniger Kommilitonen, weshalb es hier zur Abwechslung tatsächlich mal etwas bringt sich Mühe zu geben, um einen guten Eindruck zu hinterlassen

Die Mündliche Prüfung

Die mündliche Schwerpunktprüfung ist ein Thema, welches vielen Studierenden zunächst ein wenig Angst macht. Immerhin ist es (zumindest wenn der Schwerpunkt vor dem staatlichen Teil gemacht wird) das erste Mal, dass eine für die Endnote zählende mündliche Prüfung stattfindet

Oft ist die mündliche Prüfung mit der Verteidigung der schriftlichen Arbeit terminlich identisch. Inhaltlich orientiert sich die mündliche Prüfung an dem Stoff, der im Seminar behandelts wurde.

Kleiner Tipp: 

Je besser und tiefgehender das Gespräch über die Schwerpunktarbeit ist, desto bessere Laune wird auch der Prüfer während der mündlichen Prüfung haben. Zusätzlich ist oft ein gewisser Zeitrahmen für beides zusammen angesetzt. Das führt dazu, dass je länger das Gespräch über das Thema der eigenen Arbeit, desto kürzer die Prüfung des restlichen Stoffes. 

Gerade wenn diese Prüfung die erste mündlichen Prüfung im Studium darstellt, ist es außerdem ratsam sich entsprechend vorzubereiten. Das üben des eigenen Ausdrucks und auch der Körpersprache tut mitunter eine Menge für einen guten Eindruck beim Prüfer. 

Die wichtigsten Tipps im Überblick: 

  1. Investiere genügend Zeit und Arbeit in die Einarbeitung. Das tatsächliche Interesse an einem Thema ist am Ende das, was eine Schwerpunktarbeit ausmacht und wirklich gut werden lässt. 
  2. Wähle den Schwerpunkt nicht nach der besten Durchschnittsnote. Wenn du an etwas wirklich Interesse hast, wird das der Prüfer merken und dir eine bessere Note geben. 
  3. Nimm dir ein paar Stunden und bereite dich auf das Seminarthema zumindest oberflächlich einmal vor. Die Professoren sehen es gerne wenn sich jemand wirklich mal für das Thema interessiert, über welches er seine Arbeit schreibt. 
  4. Bereite dich auch außerhalb der Materie auf die mündliche Prüfung vor und übe mit entsprechender Rückmeldung von anderen wie du redest und auftrittst. 

Berherzigt man diese Tipps, kann beim Schwerpunkt nicht mehr viel schief gehen. Was man speziell bei den schriftlichen Arbeiten beachten sollte, findest du hier.

Dieser Artikel wurde am 12. Januar 2023 erstellt. Er wurde am 30. September 2023 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.