Während deines juristischen Vorbereitungsdienstes auch Referendariat genannt, durchläufst du verschiedene Stationen. Eine dieser Stationen ist die Anwaltsstation. Die Länge der Anwaltsstation ist bundeslandabhängig, jedoch kann für alle Bundesländer gesagt werden, dass die Anwaltsstation einen großen Teil im Referendariat einnimmt.  

Um so wichtiger ist es, zu wissen, was genau in der Anwaltsstation auf dich zukommt, welche Kanzlei die beste für dich ist und was du in der Anwaltsstation lernen wirst. 

Wenn du mehr über den Aufbau des Referendariats im Allgemeinen erfahren möchtest, lies doch hier unseren Karrieretipp dazu!

Ziel der Anwaltsstation 

Das Ziel der Anwaltsstation ist es, dass die Ausbilder ihren Referendaren zeigen, wie das berufliche Leben eines Anwalts aussieht und womit der Anwalt täglich konfrontiert wird. Nebenbei soll der Referendar die Arbeitsweisen eines Anwalts erkennen und schon selbst beginnen einige anwaltliche Tätigkeiten zu üben. Du sollst also sehen, wie das Leben in einer Anwaltskanzlei aussieht und schon erste “Praxisluft schnuppern”, indem du praktische Erfahrungen sammelst.

Deine Aufgaben bei der Anwaltsstation 

Die Aufgaben in der Anwaltsstation sind meist vielfältig und breit gefächert. Sie unterscheiden sich natürlich bei jeder Kanzlei und je nachdem in welcher Größenordnung einer Kanzlei du deine Anwaltsstation absolvierst. 

Pauschal kann gesagt werden, dass deine Aufgaben wohl meistens in Recherchieren und Beantworten von Rechtsfragen liegen. Die Vorbereitung von Mandantengesprächen und Schriftsätzen kann ebenfalls Teil deines Aufgabenbereichs sein. Teilweise wirst du in Vollmacht durch deinen Ausbilder ihn auch vor Gericht vertreten und so einen guten Eindruck vom anwaltlichen Beruf erhalten und darüber hinaus schon erste praktische Erfahrungen sammeln. 

Vier Tipps für die richtige Wahl der Anwaltsstation 

  • Die Anwaltsstation ist dein erster Schritt auf dem Weg ins Berufsleben, der noch innerhalb deiner Ausbildung verläuft. Hier kannst du frei wählen in welche rechtliche Richtung deine Anwaltsstation gehen soll. Wähle deswegen unbedingt eine Kanzlei aus, deren Fachrichtung dich interessiert und bei der du dir vorstellen kannst, sie auch selbst später zu praktizieren. So stellst du sicher, dass die Erfahrungen, die du in der Zeit sammelst, direkte Anwendung in deinem späteren Berufsleben finden können. 

  • Kümmere dich frühzeitig um einen Platz in einer Kanzlei für deine Anwaltsstation und schicke ruhig mehrere Bewerbungen raus. Informiere dich über jede potenzielle Kanzlei ausführlich und führe auch mehrere Bewerbungsgespräche. Die Anwaltsstation ist die längste Station in deinem Referendariat. Du musst sicherstellen, dass du dich auf fachlicher Ebene gut mit deinem Ausbilder verstehst und dir vorstellen kannst auch länger mit ihm zu arbeiten. 

  • Achte auch schon während des Bewerbungsgesprächs darauf, wie gut die Kommunikation mit deinem potenziellen Ausbilder funktioniert. Darüber hinaus ist es sinnvoll auszuloten, wie flexibel dein Ausbilder ist und, ob er dir überhaupt die Dinge bieten kann, mit denen du rechnest. Sprich deine Erwartungen ruhig an und schaue dir an, wie er damit umgeht. So kannst du sicherstellen, dass deine Erwartungen realistisch sind und berücksichtigt werden. 

  • Du hast bei der Anwaltsstation die Wahl zwischen allen Kanzleien, sodass sowohl Einzelanwälte, Boutique-Kanzleien, als auch die Großkanzlei in Betracht für dich kommen können. Magst du es lieber persönlich, ist eine kleinere Kanzlei für dich die richtige Wahl. Bei Boutique-Kanzleien und Großkanzleien kann die Arbeitsbelastung und das Arbeitspensum größer sein, allerdings sammelst du so auch mehr praktische Erfahrung. Bei größeren Kanzleien ist darüber hinaus auch die Übernahmechance nach dem zweiten Staatsexamen größer. Überlege dir, welche Kriterien für dich wichtig sind und entscheide anhand dieser Kriterien, welche Kanzleigröße für dich spannend ist. 

Die Anwaltsstation im Ausland 

Je nach Bundesland ist es möglich einen Teil der Anwaltsstation auch im Ausland zu absolvieren. Für wen die Großkanzlei immer ein großer Traum war, hat mit dieser Möglichkeit die Chance auch über die nationalen Kanzleistandorte hinaus, eine Anwaltskanzlei zu entdecken.

Großkanzleien haben oft Standorte außerhalb von Deutschland oder Partnerkanzleien mit denen sich zusammenarbeiten.  

Drei Gründe, warum die Anwaltsstation deine große Chance ist 

1. Dein Sprungbrett  

Grundsätzlich gilt, dass die Kanzlei, bei der du deine Anwaltsstation absolvierst, auch in deinem späteren Beruf möglicherweise eine Rolle spielt. Es ist nämlich häufig so, dass sich aus der Referendariatszeit auch eine längere Zusammenarbeit entwickelt, wenn beide Seite zufrieden miteinander waren. 

Den Ausbildern, die in erster Linie selbst eine Kanzlei führen, ist viel daran gelegen talentierte und kompetente Junganwälte zu rekrutieren. Es ist weitaus einfacher, jemanden einzuarbeiten, der die Kanzleivorgänge schon kennt und der schon eine gewisse Zeit in der Kanzlei gearbeitet hat. 

Es ist also ratsam, dir schon bei deiner Bewerbung Gedanken darüber zu machen, ob du dir diese Art von Kanzlei und deren juristisches Fachgebiet auch im Berufsleben vorstellen kannst. Möglicherweise ist dieser Ausbilder dein zukünftiger Arbeitgeber

2. Mandantenumgang 

In deiner Zeit beim Anwalt wirst du lernen, wie man mit Mandanten umgehen muss. Der Umgang mit Mandanten ist insofern sehr wichtig, als dass von ihrer Zufriedenheit auch dein Erfolg abhängig ist. In deiner Zeit wirst du Mandantengespräche geführt haben und ein Gespür dafür bekommen, wie du rechtliche Konstellationen erläutern musst, damit sie auch jemand versteht, der kein Jurist ist. 

Nebenbei wirst du auch Gespräche mit Mandanten vorbereiten und Feedback von deinem Ausbilder bekommen, ob deine Vorbereitung sinnvoll und hilfreich war und wie du dich noch verbessern kannst. 

3. Eigenverantwortliches Arbeiten 

Am Anfang wird dein Ausbilder dir noch viel über die Schulter gucken. Bewältigst du die Aufgaben allerdings zu seiner Zufriedenheit, wirst du immer mehr Freiraum bekommen und kannst lernen eigenverantwortlich juristisch zu arbeiten

Das bringt dir einen enormen Vorteil, vor allen, die noch nicht eigenverantwortlich gearbeitet haben, da du nicht nur in der Organisation einiges dazulernst, sondern auch darin, wie man ein Mandat bearbeitet und worauf man achten muss.  

Wie viel Freiraum dein Ausbilder dir lässt, hängt maßgeblich davon ab, wie viel dein Ausbilder dir zutraut. Also zeig ihm, dass du kompetent und wissbegierig bist. 

Die Examensvorbereitung neben der Anwaltsstation 

Wichtig ist, dass du neben der Station auch Lernzeit fürs zweite Staatsexamen einplanst. Du hast nämlich nach deinen Stationen nicht noch freie Zeit, die du nutzen kannst zur Vorbereitung. 

Wirst du bei der Station also so viel eingespannt, dass keine Zeit mehr zum Lernen bleibt und das Arbeitspensum ins Unermessliche steigt, musst du dich bei deinem Ausbilder melden und die Lernzeit dabei höflich, aber aktiv einfordern. 

Unser O&W Tipp

Wähle deinen Ausbilder mit Bedacht

Die Qualität, gerade bei der Anwaltsstation unterscheidet sich enorm voneinander. Versuche also schon bei der Auswahl darauf zu achten, einen Ausbilder zu wählen, bei dem du weißt, dass die Aufgaben vielfältig sind und du die Möglichkeit hast in viele Bereiche zu schnuppern. Am besten gelingt dir das, wenn du dich an Erfahrungsberichten vorheriger Referendare orientierst. 

Nutze diese große Chance in der Anwaltsstation! 

Wir haben dir gezeigt, wie du die Anwaltsstation am besten auswählst und warum sie so wichtig ist. Wenn du die für dich bestmöglichen Leistungen erbringst und fleißig bist, kann die Anwaltsstation dein Sprungbrett ins Berufsleben sein. Nutze diese Chance und du wirst belohnt! 

Du bist auf der Suche nach einer Kanzlei, in der du die Anwaltsstation absolvieren kannst?

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Dieser Artikel wurde am 26. Dezember 2023 erstellt. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.