Wenn du dein erstes Staatsexamen bestanden hast und in den juristischen Vorbereitungsdienst trittst, musst du dich zwangsläufig mit der Thematik des zweiten Staatsexamens befassen, das nach dem Vorbereitungsdienst geschrieben wird. Auch hier gibt es die Möglichkeit ein Repetitorium in Form eines Assessorkurses zu besuchen.  

Dieses unterscheidet sich allerdings von der Vorbereitung zum Ersten erheblich. Was das Repetitorium für das erste Staatsexamen bedeutet, ist der Assessorkurs für das zweite Examen.  

In unserem heutigen Karrieretipp beleuchten wir den Assessorkurs zum zweiten Staatsexamen und ob er wirklich notwendig ist. 

Die grundsätzliche Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen 

Dein juristischer Vorbereitungsdienst, wird mit Arbeitsgemeinschaften begleitet, in denen dir das Wissen und Können mitgegeben werden soll, dass du für die Klausuren im zweiten Staatsexamen brauchst. Wenn du mehr zu dem Aufbau des zweiten Staatsexamens wissen möchtest, schau gerne in unserem Karrieretipp dazu vorbei! Klicke hier.

Allerdings variiert die Qualität der angebotenen Arbeitsgemeinschaften oft, sodass sich Referendare fragen, ob es zusätzliche Angebote zur Unterstützung der Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen gibt. 

Der Unterschied zwischen den Klausuren in den Staatsexamina

  • Die Klausuren im ersten Staatsexamen sind wissenschaftlicher als die Klausuren im zweiten Staatsexamen. Du beleuchtest bei den Problemen in Sachverhalt die jeweiligen Meinungen aus der Literatur und Rechtsprechung und löst die Klausur, in dem du zu den jeweiligen Meinungen plausible Argumente findest. Am Ende, ist fast unerheblich, für welche Meinung du dich entscheidest. Wichtig ist nur, dass deine Argumentation nachvollziehbar ist.  

    Im Zweifel entscheidest du dich bei den Klausuren im ersten Staatsexamen für die Meinung, bei der du dir keine wichtigen Folgeprobleme abschneidest und für die Meinung, die dir deiner Meinung nach die sinnvollsten Argumente liefert. 

  • Das zweite Staatsexamen schreibst du nach deinem Vorbereitungsdienst. Dieses Examen ist viel mehr an der Praxis orientiert. Du schreibst deine Klausur aus der Sicht der Staatsanwaltschaft oder einem Gericht. Es kommt hier also nicht darauf an, auch die Meinungen der Literatur in die Abwägung mit aufzunehmen, sondern aus der Sicht der Staatsanwaltschaft und dem Gericht mit den jeweiligen Argumenten zu glänzen. 

Der generelle Aufbau des Assessorkurses 

Der Aufbau des Assessorkurses variiert je nach Angebot. Allerdings wird man pauschal wohl sagen können, dass die Kurse eher gegen Nachmittags/Abends stattfinden, damit die Referendare in der anderen Zeit ihren Verpflichtungen aus dem Vorbereitungsdienst nachgehen können. 

Du wirst in jedem dieser Kurse auch Klausuren schreiben. Das ist genauso wie im ersten Staatsexamen wichtige Voraussetzung für eine gute Vorbereitung. In der Vorbereitung zum zweiten Staatsexamen ist das Schreiben von Klausuren wichtiger denn je. Das Format der Klausuren ist nämlich ein anderes als im ersten Examen, sodass du diese neue Art des Klausurenschreibens auch erstmal lernen musst. 

Drei Dinge, die du in deinem Zeitmanagement beachten musst 

Wichtig ist, dass du versucht dein Zeitmanagement sinnvoll zu gestalten. Dafür nennen wir dir drei Dinge, die du bei deiner Planung beachten solltest. 

Drei Dinge

  1. Die Verpflichtungen aus dem juristischen Vorbereitungsdienst 

Neben der Vorbereitung auf dein zweites Staatsexamen fallen nämlich noch viele andere Verpflichtungen an. Die Kurse zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen sind weit weniger zeitintensiv als die zur Vorbereitung im ersten Staatsexamen, jedoch möglicherweise trotzdem im Zeitplan nicht realisierbar, da du tagsüber viel mit den Verpflichtungen aus dem Vorbereitungsdienst zu tun haben wirst. 

  1. Der Zeitpunkt des zweiten Staatsexamens 

Beim zweiten Staatsexamen ist es meist so, dass die ersten Klausuren oft nahtlos an die letzte Station anschließen. Anders als im ersten Staatsexamen, in dem sich die Studierenden überwiegend mindestens ein Jahr Zeit für die Vorbereitung nehmen, musst du die Vorbereitung zum zweiten Staatsexamen neben deinen Stationen im Vorbereitungsdienst unter einen Hut bringen. 

  1. Kursbesuch ist nicht gleich Lernzeit  

Oft verwechseln die Kursbesucher von Assessorkursen den Kursbesuch mit effektiver Lernzeit. Nur weil du dich in den Kursraum setzt und der Repetitor dir erzählt, was du in den Prüfungen zum zweiten Staatsexamen wissen musst, ersetzt dieser Kurs eben nicht deine Lernzeit. Du musst es schaffen, dir neben dem Besuch des Kurses Zeit zu nehmen, um selbst effektiv zu lernen. 

Vorteile von Assessorkursen

Der große Vorteil von einem Vorbereitungskurs zum zweiten Staatsexamen ist, dass sie einem den psychischen Druck nehmen können, und dir unter die Arme greifen. Sie erzählen dir, was wichtig ist, worauf du achten musst und “nehmen dich an die Hand”. Vielen Menschen hilft eine solche Betreuung beim Bewältigen des Stresses und sie fühlen sich dadurch automatisch schon besser vorbereitet. 

In den Kursen triffst du auf Gleichgesinnte. Du wirst merken, dass du nicht alleine bist, das kann dir helfen dich zurechtzufinden und dir mehr Motivation zu verschaffen, wenn du den Weg nicht alleine gehst, sondern Begleiter um dich herum hast. 

Nachteile von Assessorkursen 

Anders als im ersten Staatsexamen ist das detaillierte Wissen über das materielle Recht etwas anderes, weil du den Großteil des materiellen Rechts schon einmal gelernt hast. Bei Problemen helfen einem die erlaubten Kommentare als Hilfsmittel in der Klausur. Es ist also noch viel essenzieller, als im ersten Staatsexamen in die Praxis des Klausurenschreibens zu kommen, um das neue Format zu lernen. 

Die finanzielle Situation ist während des Vorbereitungsdienstes meist noch relativ angespannt. Das Geld, dass man während des Referendariats bekommt, ist oft sowieso schon nicht ausreichend. Ein Assessorkurs würde zusätzliche finanzielle Belastung bedeuten. Hier musst du abwägen, ob die Vorteile dieses Kurses für dich überwiegen. 

Neben den Klausuren und der finanziellen Situation, ist es wichtig zu beachten welcher Lerntyp du bist. Es ist ähnlich wie in den Kursen zum ersten Examen, dass der Repetitor lange redet und seine Themen vorstellt.

Bist du ein auditiver Lerntyp, mag das genau das richtige Format für dich sein. Bei einem Lerntyp, der besser durch Reden, Lesen oder Schreiben lernt, kann der Assessorkurs dir mehr Zeit und Geld kosten, als er dir bringt. 

Mögliche Alternativen zum Assessorkurs

Die Vor- und Nachteile von den Assessorkursen hast du nun gesehen. Wenn für dich die Nachteile überwiegen, fragst du dich wahrscheinlich, ob es Alternativen zu solchen Kursen gibt, die preiswerter sind und einem trotzdem bei der Vorbereitung helfen. 

  • Eine Möglichkeit, um in Übung zu bleiben und sich neben der Arbeit hinreichend vorzubereiten ist es, sich Klausuren zu kaufen. Es ist bei einigen Anbietern möglich, sich einzelne Klausuren zu kaufen und diese von den Anbietern korrigieren zu lassen

    Bei anderen Anbietern ist es möglich sich ganze Fernklausurenkurse zu kaufen. Diese schicken einem meist in einem wöchentlichen Takt eine Klausur und abhängig vom Anbieter auch Klausuren, die auf das Bundesland zugeschnitten sind. 

    Das ist eine deutlich preiswertete Alternative zu dem gesamten Assessorkurs. An einigen Landes- und Oberlandesgerichten gibt es zudem das Angebot kostenlos Probeklausuren zu schreiben und korrigieren zu lassen.  

  • Einige Ausbilder kommen ihren Referendaren entgegen und bieten auch interne Fortbildungen an, die der Referendar besuchen kann. Die großen Ausbilder finanzieren teilweise sogar einen Assessorkurs. 

  • Eine weitere mögliche Alternative ist es natürlich, dass du dir den Stoff selbstständig aneignest, indem du dir einen Plan von dem relevanten Stoff machst und ihn dir selbstständig erarbeitest. Allerding ersetzt dieses selbstständige Erarbeiten keineswegs das Klausuren schreiben. Diese Praxis ist weiterhin der wichtigste Baustein der Vorbereitung. 

Unser O&W Tipp

Sei bei deiner Station am Gericht besonders aufmerksam!

Wenn du in deinen Stationen gut aufpasst und dich aktiv einbringst, durch Fragen und Beiträge, wirst du immer mehr merken, worauf ein Richter oder Staatsanwalt achtet. Du wirst merken, welche Dinge ihm wichtig sind und auf was sie Wert legen. Diese Dinge kannst du dementsprechend in deine Klausuren einbauen und so dem Korrektor positiv auffallen

Assessorkurse sind eine Unterstützung kein Ersatz zum Lernen  

Je nachdem, ob die Vor- oder Nachteile eines Assessorkurses für dich überwiegen, ist es Geschmackssache einen solchen Kurs zu besuchen. Dem einen hat dieser Kurs geholfen, andere empfanden ihn als Zeitverschwendung. Allerdings musst du dir vor allem anderen bewusst sein, dass du neben dem Kurs weiterhin selbstständig lernen musst und ein solcher Kurs eben kein Ersatz zum Lernen ist. 

Dieser Artikel wurde am 12. Dezember 2023 erstellt. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.