Das Jura-Studium ist ein anspruchsvolles Studium. Es ist geprägt von langen Phasen theoretischen Lernaufwands. Für die ordentliche rechtliche Beantwortung einer Fragestellung braucht es vertieftes rechtliches Wissen und Systemverständnis.  

Zum Verständnis, wozu wir dieses theoretische Lernen gebrauchen können und wie es in der juristischen Berufswelt richtig angewendet wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten praktische Erfahrungen zu sammeln.  

In diesem Karrieretipp geht es um die praktische Erfahrung des Mootcourts

Was ist ein Mootcourt? 

Ein Mootcourt ist ein juristischer Wettbewerb, in dem man eine Gerichtsverhandlung simuliert. Der Mootcourt ähnelt dabei einem Rollenspiel, in dem die Studierenden die Positionen der Prozessparteien einnehmen. 

Es wird ein echter oder ein fiktiver Fall verhandelt. Dabei soll dieser auf seine rechtlichen Probleme hin analysiert werden, alle im Sachverhalt angelegten Beweismittel berücksichtigt und die jeweiligen Rechtspositionen ausgearbeitet werden. 

In einem Mootcourt geht es darum, das Gericht zu überzeugen. Die Fälle sind am Anfang von den Rechtspositionen ausgeglichen. Am Ende gewinnt derjenige, der die überzeugendsten Argumente für seine Rechtsposition geliefert hat. 

Der Einfluss des Mootcourts auf deine universitären Leistungen im Jura-Studium 

Die Wettbewerbe richten sich an Studierenden. An den meisten Universitäten werden die Mootcourts integriert ins universitäre Leben angeboten. Einige Studierende neben sich allerdings ein Semester Zeit für den Mootcourt, in dem sie keine Vorlesungen besuchen oder Klausuren schreiben.  

Diese Auszeit bedeutet allerdings keineswegs ein Nachteil für dich! 

Die Teilnahme an Mootcourts kannst du dir an den meisten Universitäten anrechnen lassen. Beispielsweise zählen Mootcourts als die ohnehin verpflichtend zu erbringende Schlüsselqualifikation und bei internationalen Mootcourts auch der Fremdsprachenschein. Geht der Mootcourt über längere Zeit gibt es oft die Möglichkeit den Freischuss ein Semester nach hinten verlegen zu lassen, sodass dir durch die Teilnahme an einem Mootcourt keine Nachteile erwachsen. 

Nationale Mootcourts 

Die Konstruktion der simulierten Gerichtsverhandlung, eingekleidet in einem Wettbewerb stammt ursprünglich aus den USA.  

Es gibt auch schon einige nationale Mootcourts, die sich an der Konstruktion aus den USA bedienen. Wir nennen dir hier einige.

  • Ein jährlich durchgeführter Mootcourt, der mit einem zivilrechtlichen Fall den Alltag eines Anwalts zum Ausdruck bringen will. Hier gibt es nicht nur einen Gewinner, sondern es werden auch die besten Kläger- und Beklagtenschriftsätze gewürdigt. 

  • Der EDMC wird jährlich durchgeführt. Es werden auch hier deutsche, zivilrechtliche Fälle verhandelt. Dieser Mootcourt besteht aus mehreren Runden: Lokalentscheide, Regionalentscheide und der Bundesentscheid. Das Finale wird in Karlsruhe verhandelt und von den Richtern und Anwälten des Bundesgerichtshofs beschieden.  

  • Je nach Universität werden oft auch interne Mootcourts angeboten, bei denen nicht nur zivilrechtliche Fälle behandelt werden. Oft gibt es auch Mootcourts, in denen verschiedene Universitäten gegeneinander antreten. Informiere dich darüber gerne auf deiner Hochschulseite! 

Internationale Mootcourts

Auch international gibt es einige Mootcourts, die für dich sehr interessant sein könnten. Einige unter ihnen sind schon sehr alt und äußerst renommiert. 

  • Dieser Mootcourt ist der weltweit größte Mootcourt. Verhandelt wird hier ein fiktiver völkerrechtlicher Fall vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Verhandelt wird in englischer Sprache. Das Finale dieses Mootcourts findet in Washington D.C. statt. 

  • Er ist ein englischsprachiger Mootcourt, in dem in einem fiktiven Schiedsverfahren Fälle aus dem UN-Kaufrecht verhandelt werden. Das Finale findet in Wien statt. 

Welche Fähigkeiten der Mootcourt dir verleiht 

Eine Teilnahme am Mootcourt ist nicht nur eine Teilnahme an einem juristischen Wettbewerb. Wenn du aktiv und interessiert an dem Mootcourt teilnimmst, kannst du einen größeren Nutzen aus der Teilnahme ziehen. 

  • Kommunikationsfähigkeit – Die Argumente, die du während der simulierten Gerichtverhandlung vorträgst, fördern deine Kommunikationsfähigkeit. Du lernst auf Gegenargumente zu reagieren und andere Personen zu überzeugen. Eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit ist auch für den späteren Beruf des Anwalts einer seiner wichtigsten Skills. 
  • Selbstvertrauen – Das Auftreten vor anderen Menschen, im Falle des Mootcourts vor simulierten Prozessparteien, hilft dir dabei selbstsicherer aufzutreten und deine Meinung überzeugender vor anderen zu präsentieren. Ein gestärktes Selbstvertrauen wirkt sich positiv auf deine zukünftige Karriere aus. 
  • Juristische Recherche – Für die Vorbereitung auf deine Verhandlung musst du umfangreiche und tiefgehende Recherchen zu einem rechtlichen Thema machen. Das hilft dir beim Umgang mit juristischen Quellen. Diese Fähigkeit unterstützt dich sowohl in deinem universitären Leben, beim Anfertigen einer Hausarbeit, als auch im späteren Berufsleben in realen Fällen. 

Helfen dir Mootcourts bei der Jobsuche? 

Während der Zeit des Mootcourts lernst du zahlreiche Kanzleien kennen, die dich bei der Vorbereitung unterstützen. Durch dieses Networking erhältst du interessante Einblicke ins Kanzleileben, das dir z.B. in deinem Referendariat bei der Wahlstation zugutekommen kann. 

Neben der Chance des Networkings durch den Mootcourt, erweitert die Teilnahme an einem Mootcourt auch deinen Lebenslauf. Hier kannst du mehr praktische Erfahrung aufweisen als deine Mitstudierenden und möglicherweise auch durch den Gewinn eines Mootcourts deine juristischen Fähigkeiten weiter hervorheben. 

Unser O&W Tipp 

Ein Mootcourt ist unserer Ansicht nach vor allem deswegen sinnvoll, weil du konstruktives Feedback zu deinen juristischen Fähigkeiten von Profis erhältst. 

Während der Teilnahme an einem Mootcourt erhältst du immer wieder Feedback von erfahrenen Personen. Oft werden den Teilnehmenden Dozenten, Anwälte und Richter zur Seite gestellt, die einem wertvolle Ratschläge erteilen und dir helfen deine Stärken zu erkennen und deine Schwächen zu beheben. Dieses Feedback kann ungemein wertvoll für deine Entwicklung sein. 

Sind Mootcourts sinnvoll während des Jura-Studiums? 

Die Teilnahme an Mootcourts ist auf jeden Fall eine sinnvolle praktische Erfahrung. Sie hilft dir den theoretisch vermittelten Stoff praxisnah zu verstehen. Darüber hinaus gewinnst du Einblicke in juristische Praktiken

Der Mootcourt kann dich auch für eine bestimmte juristische Richtung begeistern und kann dir das Durchhaltevermögen verleihen, weil du ein späteres berufliches Ziel ins Auge gefasst hast. 

Dieser Artikel wurde am 28. August 2023 erstellt. Er wurde am 30. September 2023 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.