Wir kennen es doch alle. Wir schreiben eine juristische Klausur oder Hausarbeit und sind eigentlich zufrieden mit unserer Leistung. Allerdings malt die Bewertung unserer Leistung ein anderes Bild. Wir lesen uns die Korrekturhinweise und das Votum durch und können die Bewertung überhaupt nicht nachvollziehen.

Was tun gegen unfaire Benotung im Jura-Studium?

Gegen diese unzufriedenstellende Bewertung können wir uns wehren mit dem Mittel der Remonstration. Aus dem Lateinischen kommend, bedeutet „remonstrare“ wörtlich übersetzt „wieder zeigen“ und genau darum geht es!

Jura-Remonstration – so gehst du vor

Bei einer Remonstration stellst du einen Antrag auf sachliche Neubewertung deiner juristischen Prüfungsleistung, also deiner Hausarbeit oder Klausur.

In diesem Antrag argumentierst du, warum deine Prüfungsleistung falsch bewertet wurde und warum sie eigentlich hätte besser bewertet werden sollen.

Warum du immer in Jura remonstrieren solltest

Eine Remonstration ist immer sinnvoll, wenn du das Gefühl hast, dass deine Korrektur nicht richtig oder zu streng war. Du kannst unabhängig von deinem Semester immer remonstrieren.

In den ersten fünf Semestern des Jurastudiums werden unsere Klausuren von Korrekturassistenten bewertet. Oft herrscht allerdings ein Mangel an Korrekturassistenten, deswegen müssen sich meist sehr wenig Korrekturassistenten um einen Haufen an Klausuren und Hausarbeiten kümmern. Dadurch kann es natürlich auch zu Fehlern in der Bewertung kommen.

Wenn ihr also das Gefühl habt, nicht ordnungsgemäß bewertet worden zu sein, traut euch und schreibt eine Remonstration. Das solltet ihr auch unabhängig von eurer Punktzahl machen. Auch gute Noten dürfen noch besser werden. Habe keine Hemmungen und steh zu deiner Leistung.

3 typische Bewertungsfehler in der Jura-Klausur

  • Lösung als nicht vertretbar bewertet: Der häufigste Korrekturfehler besteht darin, dass deine Lösung vertretbar ist. Der Korrektor die Lösung allerdings als falsch oder nicht vertretbar bewertet.
  • Korrektur hat Prüfung übersehen: Ein weiterer Fehler besteht darin, dass du bestimmte Tatbestände geprüft hast, sie allerdings als fehlend moniert worden sind, der Korrektor diese also übersehen hat.
  • Ist die Bewertung schlüssig? Auch die Diskrepanz zwischen der Note, die der Korrektor vergeben hat und der von ihm angebrachten Rechtfertigung kann einen Bewertungsfehler darstellen. Sei hier allerdings vorsichtig, nur weil es für dich selbst zu hart klingt, kann es trotzdem gerechtfertigt sein.

Diese Form gilt für die Remonstration in Jura

Für eine erfolgreiche Remonstration musst du auch formelle Voraussetzungen beachten. Am besten informierst du dich zunächst auf der Website deiner Fakultät, welche Formalia sie für eine Remonstration verlangen. Teilweise unterscheiden sich nämlich die formellen Anforderungen von Fakultät zu Fakultät.

Fünf typische Formfehler bei der Jura-Remonstration stellen wir dir nachfolgend dar:

  • Je nachdem, ob du gegen eine Klausur oder eine Hausarbeit remonstrierst, beachte die Länge. Bei einer Klausur reichen zwei getippte Seiten vollkommen aus. Bei einer Hausarbeit sollten es nicht mehr als fünf Seiten sein.
  • Sobald du deine Prüfungsleistung zurückbekommen hast, fängt an die Frist für die Remonstration zu laufen. Informiere dich, wann die Frist abläuft, verpasse sie nicht!
  • Einige Fakultäten bieten Besprechungen zu den Lösungen der Klausuren und Hausarbeiten an. Besuche diese Besprechungen. Teilweise sind diese Veranstalten verpflichtend für eine Remonstration.
  • Eine Remonstration ist in der Regel schriftlich und handschriftlich unterzeichnet abzugeben (Näheres dazu erfährst Du bei Deiner Fakultät).
  • Logisch, aber es muss trotzdem Erwähnung finden. Beachte Rechtschreibung und Grammatik. Nichts wirkt unseriöser als eine Remonstration, die voller Fehler ist. Bei solchen Fehlern kannst du dir sicher sein, dass es zu keiner positiven Neubewertung kommt.

Tipps für die Begründung der Jura-Remonstration

Bei der Remonstration ist am wichtigsten, dass du gut argumentierst, warum du eine bessere Note verdient hast. Bloße Unterstellungen von Bewertungsfehlern werden dir keine bessere Note bringen.

Top fünf Tipps für eine gute Begründung

  • Lies zunächst dein Votum und vor allem die Randbemerkungen ordentlich durch, auf diese stützt du in deiner Remonstration deine Argumentation für eine bessere Bewertung. Deine Remonstration behandelt deine konkrete Leistung und keine pauschalen Beschwerden über Korrektoren oder die allgemeine Klausur.
  • Entschuldige dich auf gar keinen Fall. Ausführungen zu persönlichen Umständen und deinen Privatleben haben nichts in einer Remonstration zu suchen.
  • Vermeide Formulierungen, die Unterwürfigkeit ausdrücken. Die Bitte um „wohlwollende Bewertung“ – wirkt unsicher. Du kennst deine Leistung. Es geht bei der Remonstration um den Antrag auf eine sachliche Neubewertung.
  • Achte immer darauf sachlich zu bleiben, auch wenn du dich unfair behandelt fühlst, ist es wichtig in deiner Argumentation sachlich und ohne Emotionen zu argumentieren.
  • Für deine Begründung ist es hilfreich mit Lehrbüchern und Artikeln zu arbeiten. Hälst du eine als falsch angestrichene Bewertung für vertretbar, brauchst du einen Beweis. Der beste Beweis ist einschlägige Literatur, die deine Argumentation vertritt.

Eine Remonstration lohnt sich in vielen Fällen – trau dich

Das Einreichen einer Remonstration kann Überwindung kosten. Das Schreiben ist natürlich mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, aber es lohnt sich. Vor allem, wenn du dir eine Menge Zeit erspart für potentielle Wiederholungsklausuren zu lernen. Von uns kann abschließend nur gesagt werde: Trau Dich!

Dieser Artikel wurde am 3. August 2023 erstellt. Er wurde am 30. September 2023 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.