Ein Stipendium ist eine gute Möglichkeit sich das Studium (zumindest zum Teil) zu finanzieren. So wie in den meisten anderen Studiengängen auch, gibt es für Jurastudenten eine Vielzahl an Möglichkeiten sich auf ein Stipendium zu bewerben.

Grundsätzlich gilt wer gute bis sehr gute Leistungen im Studium erbringt und/oder außerhalb des Studiums besonderes Engagement auf seinem Bildungsweg vorweisen kann sollte auf jeden Fall versuchen ein Stipendium zu bekommen.

Wie kann ich mein Jura Studium finanzieren?

Diese Frage stellen sich viele Studenten, nicht nur im Jura Studium. Im Jurastudium ist die Frage allerdings teilweise noch weiter verbreitet weil es

  1. ein sehr langes Studium und 
  2. von den Lehrmaterialien und Gesetzen her auch ein sehr teures Studium ist.

Während andere Studiengänge eine Regelstudienzeit von meist ca. sechs Semestern haben sind es bei Jura neun Semester. Und auch das ist schon wirklich ambitioniert angesetzt. Geht man dann, wie viele Studenten, noch in eine andere Stadt, sind viereinhalb bis fünf Jahre Lebenshaltungskosten inkl. Miete schon eine ganze Menge Geld. Dazu kommen noch Gesetzestexte, die vor Allem zum Ende des Studiums relativ teuer werden und alle möglichen Arten von Lehrmaterialien. Ganz am Ende kommen noch einmal ca. 1500€ – 2000€ für einen Repetitor (soweit man sich für ein kommerzielles Rep entscheidet) dazu.

Um dieses lange und teure Studium zu finanzieren gibt es viele verschiedene Wege. Oftmals zahlen Eltern oder auch Großeltern zumindest einen Teil der Lebenshaltungs- und Studienkosten. Dann gibt es noch die Möglichkeit einen Studienkredit aufzunehmen. Diese Option erhöht oftmals den psychischen Druck beim sowieso schon stressigen Examen. Da es für Jura keinerlei „Zwischenabschluss“ gibt, stehen Studenten mit einem offenen Studienkredit oft unter noch größerem Druck als ihre Kommilitonen.

Die kräftezehrende Zeitspanne ist auch der Grund, warum im Jurastudium teilweise extrem viel Konkurrenzverhalten gezeigt wird. Weitere Wege sind Stipendien und Nebenjobs. Auch wenn die Familie die Kosten oft (anteilig) trägt, ist es nie eine schlechte Idee sich mit diesen Themen einmal auseinanderzusetzten. Sowohl rundum Stipendien als auch Nebenjobs gibt es eine große Anzahl an Möglichkeiten die man als Student hat.

Was für Stipendien gibt es für Jurastudenten?

Es gibt unzählige verschiedene Stipendien für Jurastudenten. Einige sind nur für Studenten der Rechtswissenschaften, die meisten Stipendien sind allerdings studienfachübergreifend. Unterscheiden tun sich die Stipendien sowohl in den Vergabekriterien als auch in den Leistungen an sich. Einige sind (nur) leistungsgebunden andere richten sich auch oder nur danach, ob der Beantragende bereits außerstudentisches (politisches/soziales/sportliches/etc.) Engagement gezeigt hat. Im folgenden soll zunächst einmal ein Überblick über einige verschiedene Möglichkeiten gegeben werden.

Beispiele für Möglichkeiten von Stipendien beziehungsweise finanziellen Förderungen:

  • Stipendien der 13 großen Begabtenförderungswerke
  • Deutschlandstipendium
  • Förderungen durch Kanzleien
  • Stipendien der einzelnen Fakultäten und Hochschulen

Stipendium der 13 großen Begabtenförderungswerke

Die 13 großen Beförderungswerke stellen aktuell ca. 25 % aller in Deutschland vergebenen Stipendien. Sie fördern insbesondere Studenten, die besonders leistungsstark und begabt sind. Die meisten der Begabtenförderungswerke stehen im Zusammenhang mit Organisationen, die bestimmte Weltanschauungen oder politische Werte vertreten. Förderungswerken, die eine solche Orientierung haben, fordern nicht nur außergewöhnlich gute akademische Leistungen, vielmehr sollten auch die Anschauungen eines Bewerbers mit denen der jeweiligen Stiftung übereinstimmen.

Die Stipendien der Begabtenförderungswerke bestehen aktuell aus einer sogenannten Bücherpauschale (i.H.v. 300€) und einem Betrag der sich nach den selben Kriterien richtet, wie die Höhe des BAföGs. Man kann mit bis zu ca. 1500€ insgesamt pro Monat gefördert werden.

Die 13 Begabtenförderungswerke

  1. Studienstiftung des deutschen Volkes
  2. Stiftung des deutschen Volkes
  3. Hans-Seidl-Stiftung
  4. Friedrich-Ebert-Stiftung
  5. Konrad-Adenauer-Stiftung
  6. Heinrich-Böll-Stiftung
  7. Rosa-Luxemburg-Stiftung
  8. Hans-Böckler-Stiftung
  9. Friedrich-Naumann-Stiftung
  10. Evangelisches Studienwerk Villigst
  11. Katholisches Cusanuswerk
  12. Jüdisches Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerk
  13. Muslimisches Avicenna Studienwerk

Beispiel für eine Bewerbung bei der Studienstiftung des deutschen Volkes

Als Beispiel für eine Bewerbung bei einem der 13 Begabtenförderungswerke dient vorliegend die Bewerbung bei der „Studienstiftung des deutschen Volkes“. Diese Stiftung ist weder politisch noch religiös orientiert. Im Unterschied zu der Bewerbung für die Studienstiftung des deutschen Volkes ist es bei einer Bewerbung für eine der anderen Institutionen meist notwendig, dass bereits Engagement für jeweilige Ausrichtungen oder Werte gezeigt wurde.

Für ein Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes werden Stipendiaten und Stipendiatinnen in der Regel vorgeschlagen. Gerade am Anfang des Studiums kann man sich aber auch noch eigenständig bewerben. Bei der Studienstiftung des deutschen Volkes liegt die Erfolgsquote der Bewerber allerdings lediglich bei 10 % was vergleichsweise wenig ist.

Die Bewerbung aus Eigeninitiative besteht zu allererst aus einem Auswahltest. In diesem Test werden sowohl Fragen zur zukünftigen Ausbildungs- und Berufsplanung als auch Wissen bzw. Problemlösungskompetenzen und ähnliches abgefragt. Bewerber die diesen Test durchlaufen haben, beschreiben die Fragen teilweise als „IQ Test artigen Teil“ des Auswahlverfahrens. Falls man bei diesem Test zu den Besten gehört, wird man zu einem Wochenende eingeladen, an dem ein Auswahlseminar stattfindet.  

Bei diesen Auswahlseminaren finden sowohl Einzelgespräche als auch Gruppenrunden statt, in denen die Kommissionen sowohl den Bewerber persönlich besser kennen lernen möchten als auch mehr über die Fähigkeiten und Interessen erfahren.

Nach diesem Wochenende werden diejenigen Bewerber ausgewählt, die am meisten überzeugt haben. Diese bekommen dann ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Der Prozess für dieses Stipendium ist zwar aufwendig, lohnt sich aber enorm für den Fall, dass man am Ende ein erfolgreicher Teilnehmer des Auswahlverfahrens ist.  

Das Deutschlandstipendium für Jurastudenten

Das Deutschlandstipendium wird  unabhängig vom jeweiligen Studienfach vergeben. Es gibt keine Mindestanzahl von Stipendien pro Studienfach oder sonst besondere Anforderungen an den Studiengang als solchen. Bewerben kann man sich damit als Student der Rechtswissenschaften genauso wie jeder andere auch.

  • Beim Deutschlandstipendium erhalten die Stipendiaten 300€ im Monat. Die eine Hälfte wird vom Bund gezahlt, die andere von privaten Stiftungen. Momentan gibt es ca. 29.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die eine Förderung durch das Deutschlandstipendium erhalten. Jeder der an einer deutschen Universität immatrikuliert ist, egal welche Nationalität er besitzt, kann das Deutschlandstipendium erhalten. Das Stipendium wird für eine Mindestdauer von zwei Semestern vergeben.

  • Für das Deutschlandstipendium ist neben guten bis sehr guten Leistungen im Studium, (bzw. für den Fall einer Bewerbung vor Studienanfang in der Schule) auch außerstudentisches Engagement wichtig. Hier wird gerne gesehen, dass man zum Beispiel gesellschaftspolitisch Verantwortung übernimmt und keinen allzu „langweiligen“ Bildungsweg hinter sich bringt. Grundsätzlich sagen Stipendiaten, dass es einfach gerne gesehen wird, wenn es etwas außergewöhnliches gibt, was die jeweiligen Förderer als förderungswürdig ansehen.

  • Die Bewerbung für das Deutschlandstipendium funktioniert über die Hochschule bei der man immatrikuliert ist. Bei Interesse an einem Deutschlandstipendium sollte man sich dementsprechend an das jeweilige Studienbüro wenden. Wie genau die Bewerbung dann funktioniert ist ein wenig von der Hochschule abhängig. In der Regel ist das aber jeweils relativ gut erklärt.

Bei Interesse kann man sich einerseits auf der Website des Deutschlandstipendiums weiter informieren, oder eben bei der eigenen Hochschule nachfragen.

Stipendium Jura Kanzlei

Es gibt vereinzelt auch Möglichkeiten sich bei einer Kanzlei auf ein Stipendium zu bewerben. Je nach Kanzlei wird hier entweder über eine Anzahl von Semestern der Semesterbeitrag übernommen oder es wird Geld für Lehrmaterialen oder sonstige Leistungen zur Verfügung gestellt. Größere Kanzleien wie Bird & Bird oder Linklaters vergeben regelmäßig Stipendien. Neben der finanziellen Unterstützung ist auch der ideelle Wert eines solchen Stipendiums nicht zu unterschätzen. Zum einen wird einem oft ein Ansprechpartner zur Verfügung gestellt, der alle Fragen beantwortet, was gerade am Anfang des Studiums sehr hilfreich sein kann. Zum anderen wird man schon zu einigen Events und kleinen Get-togethers eingeladen, bei denen man bereits erste Kontakte knüpfen kann.

Promotionsstipendium

Bei Promotionsstipendien lassen sich zunächst themengebundene und nicht themengebundene Stipendien unterscheiden. Die Chancen auf ein themengebundenes Stipendium sind oftmals relativ hoch, da in diesem Bereich nicht so viel Nachfrage besteht wie für nicht themengebundene Stipendien. Gerade für Juristen ist es aber mitunter schwer für einen bestimmten Themenschwerpunkt ein Thema auszuwählen. Themengebunde Stipendien bietet z.B. die Gerda Henkel Stiftung an.

Weiterhin gibt es als Stipendien sowohl Vollstipendien als auch Stipendien, die einzelne Posten übernehmen, wie zum Beispiel Reisekosten, Druckkosten oder auch Kosten für Kongresse, die zum jeweiligen Promotionsthema besucht werden. Andere Stipendiengeber bieten aber auch Unterstützung für die Themenfindung oder auch Planung der einzelnen Phasen an.

Vor Allem für Empfänger eines Vollstipendiums gibt es Elternzuschüsse für Kinderbetreuung.

Gerade für den Fall, dass man ein Kind hat (oder eines bekommt) empfiehlt sich die Bewerbung um ein Vollstipendium. Nicht nur weil es Zuschüsse gibt, sondern auch weil daneben meist nicht mehr viel gearbeitet wird und man dadurch mehr Zeit hat.

Vor- und Nachteile eines Stipendiums

Zumindest bei einem Vollstipendium ist es nicht vorgesehen, dass neben der Doktorarbeit noch wirklich gearbeitet wird. Deswegen wird teilweise gesagt, dass Promotionsstipendien einen Ersatz für die Beschäftigung an der Uni darstellen. Daraus folgt aber oft, dass der jeweilige Promovierende weniger Kontakt zu seinem Doktorvater hat, was sich wiederum nachteilig auf die Doktorarbeit selbst auswirken kann.

Allerdings hat jemand der ein Vollstipendium hat, sehr viel mehr Zeit um sich um die Doktorarbeit selbst zu kümmern oder auch mehr Freizeit. Promovierende ohne Stipendium sind oft Teilzeit an einem Lehrstuhl beschäftigt, arbeiten in Wirklichkeit aber deutlich mehr. Ein Stipendium für eine Promotion hat also sowohl Vor- als auch Nachteile, was davon einem wichtiger ist, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Es gibt natürlich darüber hinaus auch immer die Möglichkeit neben der Promotion in einer Kanzlei zu arbeiten, was besonders dann sehr hilfreich ist, wenn man bei der Arbeit zumindest im weiteren Sinne die gleichen Themen behandelt wie in der Doktorarbeit auch.

Bewerbungsverfahren

Teilweise muss man sich zusammen mit dem jeweiligen Betreuer der eigenen Arbeit anmelden. Bei den meisten Stipendien bewirbt man sich aber weitestgehend alleine. Dann wird (überwiegend auf einer einschlägigen online Plattform) ein Antrag ausgefüllt. Zusätzlich werden Lebenslauf, Zeugnisse, Ergebnisse von bisherigen Arbeiten und Nachweise über gesellschaftliches Engagement (falls vorhanden) verlangt. Zusätzlich muss bei den meisten Stipendien bereits ein Exposé der eigenen Arbeit miteingereicht (beziehungsweise hochgeladen) werden. Außerdem sollte das Promotionsvorhaben gut begründet werden und einen möglichst hilfreichen Beitrag zur jeweiligen Forschung darstellen.

Viele der Stipendien werden nur für Promotionen vergeben, die noch am Anfang stehen, weshalb man nicht zu lange warten sollte bis man sich mit diesem Thema auseinandersetzt.

Auslandsstipendien für Jura

Stipendien für beispielsweise Auslandssemester oder später auch ein LL.M. sind grundsätzlich auch möglich. Während Stipendien für Auslandssemester meist losgelöst vom Studium auf Rechtswissenschaften vergeben werden, sind Stipendien für ein LL.M. (nach mindestens einem juristischen Staatsexamen) logischerweise besonders auf Jurastudierende zugeschnitten.

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung für einen Master of Laws. Dafür sind (wie für die anderen Stipendien auch) hauptsächlich sehr gute akademische Leistungen notwendig. Daneben wird auch hier soziales Engagement bei einer Bewerbung sehr gerne gesehen.

Stipendien- bzw. Förderprogramme werden unter anderem angeboten von:

  • dem deutschen akademischen Austauschdienst (DAAD)
  • der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • der Fulbright Kommission
  • und vielen anderen Stiftungen, Kanzleien und dem Staat

Kurzes Q&A

  • Zusammengefasst ist wie viel man für das jeweilige Stipendium machen muss sehr vom Stipendien-Geber abhängig. Einige Stipendien werden hauptsächlich nach Lebenslauf und Anschreiben (falls eins gefordert wird) vergeben. Insbesondere bei leistungsbezogenen Stipendien ist oft etwas mehr erforderlich. Die Anforderungen sind höher je mehr (Geld) ausgezahlt wird. Teils ist aber auch die schriftliche Bewerbung alles was für den Bewerbungsprozess verlangt wird.

  • Die Voraussetzungen unterscheiden sich sehr stark je nach Stipendium. Einige Stipendien setzten sowohl gute akademische Leistungen als auch außerstudentisches Engagement voraus. Bei anderen wieder kommt es nur auf die Leistung selbst an.

  • Auch aufgrund der Vielzahl von verschiedenen Stipendien gibt es keinen festen Notendurchschnitt oder auch Numerus Clausus, den man haben muss um ein Stipendium zu bekommen. Grundsätzlich gilt aber natürlich, dass es je besser die Noten sind desto einfacher wird ein Stipendium zu bekommen.

Neben den hier aufgeführten Stipendien gibt es noch weitere Angebote. Sowohl einzelne andere Stiftungen, als auch einige Fakultäten bzw. Hochschulen vergeben jeweils Stipendien an überdurchschnittlich gute Studenten. Es lohnt sich daher immer sich mal auf einschlägigen Seiten wie zum Beispiel www.mystipendium.de oder auch der eigenen Hochschule zu informieren.

Dieser Artikel wurde am 13. September 2022 erstellt. Er wurde am 30. September 2023 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.