Eine der ersten Fragen, die sich ein Jurastudent am Anfang der Examensvorbereitung stellt, ist ob und wenn ja zu welchem Repetitor er gehen sollte. Dabei stellen sich in erster Linie folgende Fragen:

  • Das Repetitorium im Jura Studium dient zur Wiederholung und Vertiefung des Stoffes. Grundsätzlich ist das Rep Herzstück der Examensvorbereitung. Deshalb ist es wichtig sich ausreichend damit zu beschäftigen, welches Rep für einen selbst die beste Wahl ist. Denn auch wenn es eigentlich nur eine Wiederholung sein sollte, hören viele einige Rechtsgebiete im Rep zum ersten Mal. Je nach Vor- und Nachbereitung richtet sich oft die komplette Examensphase nach dem gewählten Repetitorium, auch wenn dies nicht immer unbedingt ratsam ist.

  • Das Repetitorium ist in den meisten Fällen auf ein Jahr ausgelegt. Je nach Uni-Rep oder kommerziellem Rep gibt es unterschiedlich ausgelegte Ferien. Zusätzlich kann man das Uni-Rep immer wiederholen, da dies keine zusätzlichen Kosten verursacht. Auch bei einigen kommerziellen Repetitoren gibt es die Möglichkeit wenn man einmal ein ganzes Jahr gezahlt hat, kostenlos oder zumindest mit Vergünstigungen noch einmal einzelne Abschnitte oder auch das ganze Rep zu wiederholen.

  • Das Problem an der Entscheidung ist, dass die Repetitorien sich in verschiedenen Faktoren stark voneinander unterscheiden. Deshalb gibt es nicht DAS beste Repetitorium. Welches für einen selber am besten geeignet ist, ist stark von den persönlichen Vorzügen abhängig. Daher werden die wichtigsten Entscheidungsfaktoren im Folgenden einmal erläutert.

  • Die gängigen kommerziellen Repetitorien kosten zwischen 150€ und 190€ im Monat. Über 12 Monate beläuft sich der Betrag dementsprechend auf ca. 2000€. Das ist eine Menge Geld, weswegen man sich gut überlegen sollte ob und wenn ja wie man dieses Geld investiert. Das Uni-Rep und die Examensvorbereitung in eigener Organisation sind – logischerweise – kostenlos. Was man bei einem kommerziellen Repetitorium dafür bekommt sind insbesondere:

    • mündlichen Unterricht
    • Kursunterlagen

    und teilweise gibt es auch noch andere Zusatzleistungen, wie zum Beispiel einen Klausurenkurs (der aber nicht immer im Preis inbegriffen ist), Karteikarten (sowohl online als auch in Papierform) oder Skripten und vieles andere.

Unterschiede zwischen Uni-Rep, kommerziellem Rep und Selbstvorbereitung

Ein großer Vorteil vom Uni-Rep und der Selbstvorbereitung ist zuallererst einmal der Kostenfaktor. Je nach genauem Preis spart man sich zwischen 2000€ und 2500€. Oft üben kommerzielle Repetitoren schon ab den unteren Semestern Druck auf die Studenten aus. Sie verdienen viel Geld mit dieser „Angstmacherei“. Davon sollte man sich nicht verrückt machen lassen.

Ein Unterschied zwischen Uni-Rep/Selbstvorbereitung und einem kommerziellen Rep liegt in der Selbstorganisation. In den kommerziellen Reps bekommt man grundsätzlich einen relativ klar getakteten Zeitplan. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil für einen selbst darstellt bleibt jedem selbst überlassen. Insbesondere zur Selbstvorbereitung gibt es interessante Artikel auf denen genauere Informationen zusammengefasst sind, wie zum Beispiel einen Artikel von der Uni Hamburg.

Nachteile des Uni-Repetitoriums

Ein Nachteil des Uni-Reps ist, dass immer unterschiedliche Professoren die einzelnen Teilrechtsgebiete lehren.

In den kommerziellen Repetitorien ist es oft so, dass man immer die gleichen Repetitoren für ein Rechtsgebiet hat. Das unterteilt sich manchmal noch einmal, oder es wechselt mal ein Repetitor, wenn einer ausscheidet und ein anderer kommt. Grundsätzlich ist es aber so strukturiert, dass pro Rechtsgebiet ein Repetitor vorträgt, was zum Vorteil hat, dass dieser genau weiß was er bisher mit dem jeweiligen Kurs gemacht hat.

Unterscheiden sich in allen kleinen Teilrechtsgebieten die Dozenten, führt das oft zu Überschneidungen oder Lücken im Lernstoff. Allerdings sind Lücken und Überschneidungen auch bei kommerziellen Repetitorien nicht vollständig vermeidbar. Grundsätzlich sollte daher darauf geachtet werden, dass man den Lernstoff auch außerhalb des eigenen Reps gut im Auge behält und sich nicht vollkommen darauf verlässt.

Weitere Unterschiede, und damit auch oft Entscheidungsfaktoren, werden im Folgenden erläutert.

Online-Repetitorien

In der heutigen Zeit gibt es auch eine Vielzahl von reinen Online-Repetitorien. Auch diese sind mittlerweile eine schöne Möglichkeit, insbesondere für Studenten, die ohnehin sehr viel von ihrem Studium digital gemacht haben. Nicht alle der nachgehend aufgeführten Überlegungen lassen sich auf Online-Reps übertragen. Insbesondere die Entscheidungsfaktoren hinsichtlich der Dozenten und Materialen sollten aber auch bei der Entscheidung für ein reines Online-Rep berücksichtigt werden.

Entscheidungsfaktoren für den richtigen Repetitor

Wenn man sich nun dazu entschieden hat, die Examensvorbereitung mit einem Repetitor zu bestreiten, stellt sich die Frage, welcher Repetitor am besten zu einem passt. Dafür gibt es verschiedene Punkte, die man bei einer bedachten Entscheidung berücksichtigen sollte.

Folgende Faktoren sollten berücksichtigt werden:

  • die Dozenten der einzelnen Rechtsgebiete
  • die Kurszeiten und Räumlichkeiten
  • ob das Repetitorium auch eine online Option hat
  • die Kommilitonen, mit denen das Rep besucht wird
  • das Materialangebot

Auch ergeben sich von Stadt zu Stadt viele Unterschiede. Diese sind aber bei den Uni-Repetitorien noch größer als bei den kommerziellen Repetitorien. Wie gut das Uni-Rep ist hängt stark von den jeweils ansässigen Professoren ab.

Tipp für die Rep-Auswahl: Probehören

Die Dozenten, die einem den Stoff am Ende beibringen sind von Anbieter zu Anbieter, aber auch intern sehr unterschiedlich. Einige nehmen Kursteilnehmer dran, die sich nicht melden, andere interagieren eher weniger und tragen mehr vor.

Aus diesem Grund sollte man so viel wie möglich Probe hören und versuchen sich danach klar zu machen, bei wem man sich in welchem Rechtsgebiet am besten konzentrieren konnte und wo man am meisten aus der Zeit mitgenommen hat.

Was davon einem am Ende besser liegt ist sehr vom Einzelfall abhängig. Teilweise können sich Studierende besser konzentrieren, wenn kein Risiko besteht drangenommen zu werden. Andererseits ist die Vorbereitung manchmal auch besser, wenn die Chance besteht eine Frage beantworten zu müssen auf die man nicht vorbereitet ist.

Grundsätzlich hilft Beteiligung allgemein, auch in Bezug auf die Vorbereitung für die mündliche Prüfung. Selber zu sprechen, vor Allem wenn man die Antwort nicht weiß oder sich nicht sicher ist, hilft die „Angst“ sprechen zu müssen, zu verlieren, falls Probleme in dieser Hinsicht bestehen. Ein sicheres Auftreten ist bei der mündlichen Prüfung ein großer Vorteil. Am Ende kann man nicht auf jede Frage eine Antwort wissen, das passiert jedem und ist auch nicht schlimm, solange man dann nicht den Kopf verliert und unsicher wird.

Was zusätzlich beachtet werden sollte ist welche Dozenten welches Rechtsgebiet vortragen. Es bietet sich an ein Repetitorium zu wählen, bei dem die Vortragenden in den Rechtsgebieten, in denen man bisher nicht der Stärkste war, einem am besten den Stoff vermittelt haben. Die Rechtsgebiete mit denen man sowieso weniger Probleme hatte, kann man sich in der Regel auch leichter selber beibringen bzw. sich besser motivieren.

Was dabei natürlich nicht vernachlässigt werden sollte ist die Anzahl der am Ende zu schreibenden Klausuren im Staatsexamen.

Die wichtigsten Fragen beim Probehören

Welche Zusatzangebote sind mit inbegriffen? Karteikarten (online), Skripten?

Wie sieht es mit Wiederholungshören aus?

Kann man den Kurs auch online mithören? Wird er vielleicht sogar aufgezeichnet?

Wie viele Zusatztermine soll es geben und wann finden diese meist statt?

Kurszeiten und Räumlichkeiten

Das Uni-Rep findet meist direkt an der Uni statt, was vor Allem in großen Städten für Studierende, die viel in der Uni lernen, von Vorteil sein kann. Die Standorte der kommerziellen Reps sind wiederum sehr unterschiedlich.

Zudem ergeben sich oft Unterschiede in den Zeitblöcken, in denen das Rep stattfindet. Einige präferieren etwas weniger dafür aber längere Termine in der Woche. Andere gehen lieber einmal öfter zu den Kursen, haben aber dafür nur 2 Std. pro Lerneinheit.

Auch diese Entscheidung ist natürlich sehr typengebunden und hängt auch damit zusammen wie lang die Wege zwischen Repetitorium – zu Hause – und evtl. Bibliothek, am Ende sind.

Insbesondere bei der Zeitplanung in der Examensvorbereitung unterscheidet es sich stark ob man ein Repetitorium zur Hilfe nimmt oder ob man die Examensvorbereitung in Eigenregie in Angriff nimmt. Für die Examensvorbereitung ist ohnehin eine Menge Selbstdisziplin vonnöten. Hat man keinen vorgegeben Zeitplan und auch keine festen Termine unter der Woche, ist logischerweise noch deutlich mehr Disziplin erforderlich. Aber auch das kann von Vorteil sein. Das Repetitorium neigt sich auch irgendwann dem Ende zu. In der Zeit danach muss man sich genauso zusammenreißen und motivieren können wie am Anfang des Reps.

Ist das Repetitorium auch online verfügbar?

Gerade in Zeiten nach Corona stellt sich immer mehr die Frage nach dem Online-Rep. Ob nun, weil die Zahlen mal wieder steigen und man vielleicht nicht zwei Stunden lang mit einer FFP2 Maske in einem Raum sitzen kann, oder ob man einfach gerade nicht in der Stadt ist in der man studiert, trotzdem aber am Rep teilnehmen möchte.

Ein Online-Repetitorium ist von Zeit zu Zeit einfach praktisch. Teilweise bieten Kurse ein Online-Rep an, welches die ganze Zeit neben dem normalen Rep parallel läuft. Manchmal ist es aber auch so, dass die Option zwar dazu buchbar ist, allerdings nicht unbedingt parallel zum Präsenz Kurs verläuft, was dann teilweise etwas unglücklich ist, wenn Online-Hören eigentlich eine Ausnahme sein soll. Bei reinen Online-Repetitorien stellt sich diese Frage natürlich nicht.

Daher ist es gut, sich vor der Entscheidung einmal weitestgehend zu informieren was die Repetitorien vor Ort/online anbieten.

Bei welchem Repetitor sind meine Kommilitonen?

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kommilitonen mit denen man am Ende zusammen im Rep sitzt. Viele tun sich zusammen und gehen gemeinsam mit Freunden oder Bekannten zum gleichen Repetitor.

Die Examensvorbereitung ist eine lange und stressige Zeit, der Tagesrhythmus gleicht sich oft an wenn man zu den selben Tages- und Wochenzeiten Rep hat.

Einerseits werden die Pausen tagsüber oft zusammen verbracht, zusätzlich kann man aber auch oft abends an den selben Tagen länger zusammen sitzen, wenn der nächste Tag nicht so voll ist.  

Einige können sich aber auch besser konzentrieren und sind produktiver wenn sie sowohl das Rep als auch den Lernalltag losgelöst von Freunden gestalten. Genug Zeit für Freunde treffen bleibt meist auch neben dem Rep (zumindest in der Anfangszeit) auch wenn man nicht zum selben Repetitor geht.

Welche Materialien sind mir wichtig?

Im Rahmen des Examensvorbereitung begegnen einem eine Fülle an verschiedensten Lehrmaterialien. Von Karteikarten über Skripten bis hin zu Lehrbüchern kann der Stoff auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufbereitet werden. Umso wichtiger ist es, dass man sich zu Beginn mit den unterschiedlichen Lernmethoden auseinandersetzt und seine Materialien entsprechend anpasst. Die meisten Repetitorien stellen einem eine Vielzahl an Fällen und Übersichten zur Verfügung, häufig gibt es darüber hinaus oft kostenpflichtige Skripten, Karteikarten, und vieles mehr. Um herauszufinden mit welchen Unterlagen man selbst am besten umgehen kann, hilft es sich beim Probe hören auch einmal mit der Materie des Repetitors auseinanderzusetzen. Welche Unterlagen manchmal besser passen hängt auch oft davon ab, ob man viel am Computer oder Tablet lernt, oder gerne auch mal Papier in der Hand hat.

Tunnelblick im Rep vermeiden!

Zuletzt bleibt noch, dass man sich nicht verrückt machen sollte. Die Entscheidung kann natürlich wichtig sein, andererseits kommt es vor Allem darauf an was jeder selbst daraus macht und wie man seine Examensvorbereitung allgemein gestaltet.

Am Anfang sollte darauf geachtet werden, den Tunnelblick zu vermeiden und nicht „nur“ ausschließlich mit den Sachen vom eigenen Rep zu lernen, auch wenn viele Repetitorien genug Stoff liefern um sich ausschließlich damit zu befassen.

Ein paar Unterschiede (teilweise auch inhaltlich) gibt es immer, weswegen es gut ist auch nochmal Materie zu lesen, die losgelöst von den Kursmaterialien des Repetitors ist. In der Examensvorbereitung ist es einfach wichtig den Kopf nicht zu verlieren und sich nicht zu viel Druck machen zu lassen, egal woher er kommt.

Den einen richtigen Weg gibt es sowieso nicht, was zwar schade ist, andererseits auch genug Spielraum lässt um jeden seinen eigenen Weg finden zu lassen.

Fragen die du dir bei der Auswahl des Repetitors stellen solltest

  • Wer sind die richtigen Vortragenden für mich und in welchen Rechtsgebieten brauche ich vielleicht mehr Unterstützung?
  • Wann, wo & wie lange möchte ich meine Rep-Zeiten haben?
  • Wie wichtig ist es mir, dass ich die Option habe auch online teilnehmen zu können?
  • Was ist mir bei den Leuten wichtig und will ich das Rep mit Freunden zusammen machen?
  • Mit welchen Materialien kann ich am besten lernen?

Dieser Artikel wurde am 21. Juli 2022 erstellt. Er wurde am 30. September 2023 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Katharina Scharf ist Mitarbeiterin für unseren Karriereblog. Sie bloggt regelmäßig über Themen der juristischen Ausbildung, dem Studium, Examen und Referendariat. Sie kann hierzu aus erster Hand berichten, da sie sich selbst gerade in der Examensvorbereitung befindet und weiß, welche Themen zur juristischen Karriere relevant sind.