Die Europäische Union schließt nach mehr als zwei Jahren Verhandlungen zum ersten Mal mit einem Entwicklungsland ein Freihandelsabkommen ab. Unternehmen werden in Zukunft daher von reduzierten Zöllen und der Befreiung von Handelsbeschränkungen profitieren können.

Aufhebung der Zölle für den Handel mit Vietnam

Maßgeblicher Bestandteil des Freihandelsabkommen ist, dass die entsprechenden Zölle fast gänzlich (bis zu 99%) abgeschafft werden. Nur für einige wenige Produkte werden Zölle weiterhin bestehen bleiben.

Die Zölle in Vietnam für europäische Produkte werden dabei ganz überwiegend mit dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommen abgeschafft werden.

Für den Import vietnamesischer Produkte in die Europäische Union wird hingegen in einem Zeitraum, der die nächsten 10 Jahre umfasst, schrittweise der einzelne Zoll abgebaut werden. So werden beispielsweise Autoteile erst binnen sieben Jahre nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit Vietnam von den Zöllen befreit.

Auch im Textilsektor wird erst eine schrittweise Aufhebung der Zölle für vietnamesische Produkte erfolgen. Das gilt insbesondere deswegen, da vermieden werden muss, dass billige chinesische Produkte über Vietnam in die Europäische Union gelangen. Insofern ist gerade für den Textilsektor damit zu rechnen, dass der Zoll genau prüfen wird, ob die Ursprungsnachweise auch zutreffend sind.

Abschaffung von Handelshemmnissen für europäische Exporte nach Vietnam

Ferner wurde in dem Freihandelsabkommen mit Vietnam vereinbart, dass Handelshemmnisse für europäische Exporte abgebaut werden sollen. Das betrifft insbesondere die Automobilindustrie.

Zudem akzeptiert Vietnam die Ursprungsangabe „made in EU“ für Nichtagrarmarktwaren und nichtpharmazeutische Produkte.

Beteiligung europäischer Unternehmen an öffentlichen Ausschreibungen in Vietnam

Ebenfalls wird in dem Freihandelsabkommen festgehalten, dass europäische Unternehmen in Vietnam an die Vergabe öffentlicher Aufträge teilnehmen dürfen, beispielsweise mit vietnamesischen Ministerien, insbesondere im Bereich der Infrastruktur.

Nutzen Sie Handelsvereinfachungen

Insofern ist das Freihandelsabkommen ein wichtiger Schritt für alle Unternehmer der EU, die in Vietnam ihre geschäftlichen Tätigkeiten verstärken wollen. Gerade, wenn es sich um Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Chemie, Automobilindustrie, Motorradindustrie, Textilien oder Maschinen handelt, werden diese Unternehmen von dem Freihandelsabkommen mit Vietnam profitieren.

Allerdings wird das endgültige Freihandelsabkommen erst nach der Sommerpause im Detail ausgehandelt werden. Erst dann können Unternehmen verlässlich prüfen, inwiefern ihre Produkte von dem Freihandelsabkommen profitieren werden.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite der Europäischen Union.

Dieser Artikel wurde am 13. August 2015 erstellt. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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  • Anton Schmoll

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  • Rechtsanwalt Anton Schmoll berät im Zollrecht, zum Außenwirtschaftsgesetz und zur Verbrauchssteuer. Er ist seit 2013 für die Kanzlei tätig und hat seitdem in zahlreichen Verfahren vor dem Bundesfinanzhof und der Europäischen Kommission das Zollrecht maßgeblich weiterentwickelt.